Berufsunfäigkeitsversicherung mit Diabetes Typ 1 und Typ 2

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In Kürze
Dieser Artikel erklärt, warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Menschen mit Diabetes besonders wichtig ist und wie sich die Chancen auf gute Konditionen verbessern lassen.
Warum eine BU wichtig ist: Diabetes kann die Arbeitsfähigkeit durch Folgeerkrankungen beeinträchtigen. Eine BU schützt das Einkommen, wenn der aktuelle Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.
Herausforderungen beim Abschluss: Menschen mit Diabetes erhalten oft schlechtere Konditionen: höhere Beiträge, Ausschlüsse, begrenzte Laufzeiten oder geringere Rentenhöhen; Ablehnungen sind möglich.
Wichtige Einflussfaktoren: Diabetes-Typ, Dauer der Erkrankung, HbA1c, allgemeiner Gesundheitszustand und Lebensstil wirken stark auf die Versicherungsentscheidung und die Beitragshöhe ein.
Tipps für bessere Chancen: Antrag in einer Phase guter Blutzuckereinstellung stellen, Gesundheitsfragen ehrlich beantworten, anonyme Risikoprüfung nutzen, Angebote vergleichen, ggf. spezialisierte Makler:innen einbeziehen.
Alternativen zur BU: Krankengeld, Erwerbsminderungsrente, private Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder Dread-Disease-Policen können zusätzlichen oder ersatzweisen Schutz bieten.
Wir sind keine VersicherungsmaklerInnen und somit nicht qualifiziert, bestimmte Versicherungen zu empfehlen. Unser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und Marktübersicht.
Wenn du aus gesundheitlichen Gründen plötzlich nicht mehr in der Lage bist, deinen aktuellen Beruf auszuüben, kann das finanziell große Probleme nach sich ziehen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig für diesen Fall vorzusorgen. Gerade für Menschen mit Diabetes empfiehlt sich ein umfassender Versicherungsschutz, weil sie ein erhöhtes Risiko für verschiedene, die eigene Arbeitskraft potenziell einschränkende Folgeerkrankungen haben. Eine Möglichkeit ist dabei der Abschluss einer sogenannten Berufsunfähigkeitsversicherung. Doch kommt eine solche für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 überhaupt infrage? Und wenn ja, was gilt es zu beachten? In diesem Beitrag erfährst du alles Wesentliche rund um das Thema “Berufsunfähigkeitsversicherung bei Diabetes”. Wir gehen unter anderem auch ausführlich auf wesentliche Unterschiede zwischen Angestellten und Selbstständigen ein.
Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung und welchen Sinn hat sie?
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung sichert dich gegen den Verlust deiner Arbeitskraft in Bezug auf deinen aktuellen Beruf ab. Letzteres ist dabei ein wesentlicher Aspekt und der entscheidende Unterschied zur privaten Erwerbsunfähigkeitsversicherung und zu deren gesetzlichem Pendant, der Erwerbsminderungsrente. Einfach ausgedrückt: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung greift, wenn du deinen gegenwärtigen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Demgegenüber tritt der Fall der Erwerbsunfähigkeit ein, wenn du deine (volle) Arbeitskraft praktisch komplett verlierst, sodass es dir auch nicht mehr möglich ist, irgendeiner anderen Tätigkeit für mindestens sechs Stunden am Tag nachzugehen.
Diese Differenzierung dient nicht allein dem besseren Verständnis der genannten Versicherungsarten, sondern hat insbesondere für Angestellte auch rechtliche Relevanz, denn: Wirst du “nur” berufsunfähig, hast du noch keinen Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Du kannst zwar zusätzlich zum Krankengeld, das dir in einer solchen Situation für zwei Jahre zusteht, unter Umständen noch Arbeitslosengeld beziehungsweise Sozialhilfe beantragen, bist dann jedoch auch verpflichtet, jede andere zumutbare Arbeit anzunehmen. Und wann gibt es die gesetzliche Erwerbsminderungsrente? Erst wenn du nicht mehr in der Lage bist, selbst “einfachste Tätigkeiten” für mindestens sechs Stunden am Tag auszuüben.
Um die Unterschiede zwischen Berufsunfähigkeitsversicherung, Erwerbsunfähigkeitsversicherung und Erwerbsminderungsrente noch einmal zu verdeutlichen:
| Versicherungsart | Berufsunfähigkeitsversicherung | Erwerbsunfähigkeitsversicherung | Erwerbsminderungsrente |
|---|---|---|---|
| Kurzbeschreibung | Wenn AKTUELLER BERUF weniger als 6 Stunden am Tag ausgeübt werden kann | Wenn JEDE BELIEBIGE TÄTIGKEIT weniger als 6 Stunden am Tag ausgeübt werden kann | Wenn JEDE BELIEBIGE TÄTIGKEIT weniger als 6 Stunden am Tag ausgeübt werden kann |
| Privat oder gesetzlich? | Privat | Privat | Gesetzlich |
| Für wen geeignet? | Selbstständige und Angestellte | Vor allem Selbstständige, aber auch Angestellte, die sich umfangreicher absichern wollen | Vor allem Angestellte, aber auch Selbstständige, die freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen |
Zahlen und Fakten zur gesetzlichen Erwerbsminderungsrente
Bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente handelt es sich um eine staatliche Leistung der Deutschen Rentenversicherung für Menschen unter der Regelaltersgrenze, die aus gesundheitlichen Gründen nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr arbeiten können. Sie dient dazu, das weggefallene Einkommen ein Stück weit zu ersetzen. Dabei gibt es zwei Stufen:
Rente wegen voller Erwerbsminderung: wenn man weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann
Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung: wenn man zwischen drei und unter sechs Stunden am Tag arbeiten kann
In jedem Fall muss der Antragsteller oder die Antragstellerin mindestens fünf Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert gewesen sein (allgemeine Wartezeit beziehungsweise Mindestversicherungszeit) UND in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung mindestens drei Jahre lang Beiträge gezahlt haben, bevor er oder sie Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente hat. Das gilt für Selbstständige ebenso wie für Angestellte.
Seien wir ehrlich: Plötzlich berufsunfähig zu werden und sich dadurch auf dem umkämpften Arbeitsmarkt für jeden anderen zumutbaren Job zur Verfügung stellen zu müssen, kann sowohl finanziell als auch psychisch massiv belasten. Eventuell ist der Verdienst für die neue Tätigkeit (deutlich) geringer – und wenn du dann auch noch gezwungen bist, eine Arbeit zu verrichten, die dich alles andere als erfüllt, sind negative Auswirkungen auf deine psychophysische Verfassung fast schon vorprogrammiert.
Um einem solchen Szenario vorzubeugen, kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung im Fall der Fälle Gold wert sein: Durch sie bekommst du eine monatliche Rente ausbezahlt, sodass du vielleicht nicht direkt auf Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe angewiesen bist und somit mehr Zeit und Freiheit hast, den Schock der Berufsunfähigkeit zu verdauen und dich beruflich in Ruhe umzuorientieren. Anstatt sofort handeln und jede beliebige Tätigkeit annehmen zu müssen, kannst du dir deinen neuen Job bewusster aussuchen.
Bitte nicht falsch verstehen: Die monatliche Rente bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist gemeinhin ähnlich hoch wie das Arbeitslosengeld; das heißt, du würdest damit langfristig wahrscheinlich nicht über die Runden kommen und müsstest dich dennoch nach einer neuen Arbeit umsehen (es sei denn, du hast ausreichend privat vorgesorgt, bspw. mit genügend Erspartem, sonstigem Vermögen und/oder einer Lebensversicherung in der Hinterhand). Doch vor allem psychisch hilft es sehr, bei der Auswahl des neuen Jobs nicht gestresst und vollkommen unfrei zu sein, sondern die berufliche Zukunft weitgehend selbst bestimmen zu können.
Ab wann gilt man als berufsunfähig?
Als berufsunfähig gilt, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf nur noch zu 50 Prozent oder weniger ausüben kann – also beispielsweise für vier statt acht Stunden. Des Weiteren muss die Berufsfähigkeit seit sechs Monaten bestehen oder voraussichtlich mindestens sechs Monate andauern. Ärztliche Bescheinigungen sind zwingend erforderlich, um den Anspruch auf die Berufsunfähigkeitsrente bei der jeweiligen Versicherung geltend zu machen.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Unterschiede zwischen Angestellten und Selbstständigen
Hinsichtlich einer Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es nennenswerte Unterschiede zwischen Angestellten und Selbstständigen. Diese beziehen sich in erster Linie auf die Definition von Berufsunfähigkeit (Stichwort Umorganisationsklausel bei Selbstständigen), auf die benötigte Höhe der Rente und häufig auch auf die gesetzliche Absicherung.
| Angestellte | Selbstständige | |
|---|---|---|
| Definition von Berufsunfähigkeit | Die Berufsunfähigkeit wird meist anhand der zuletzt ausgeübten Tätigkeit beurteilt. Wichtig: In einem guten BU-Vertrag ist die “abstrakte Verweisung” – sprich der Verweis auf eine andere, zumutbare Tätigkeit ausgeschlossen. Achte unbedingt auf dieses Detail! | Die Definition von Berufsunfähigkeit ist komplexer und der Nachweis, berufsunfähig zu sein, oftmals aufwendiger im Vergleich zu Angestellten. EinzelunternehmerInnen haben es hier gemeinhin leichter, weil sie keine Aufgaben delegieren können. Demgegenüber prüfen Versicherer bei nicht “Solo-Selbstständigen” üblicherweise, ob sich der Betrieb so umorganisieren lässt, dass die betroffene Person die Arbeit fortführen kann (z.B. durch die Unterstützung moderner Technik). Wichtig: Stelle sicher, dass dein BU-Vertrag eine faire und klare Umorganisationsklausel enthält. Die Umorganisation sollte nur erfolgen müssen, wenn sie betriebswirtschaftlich sinnvoll und der selbstständigen Person zuzumuten ist (z.B. der Wechsel von körperlicher Arbeit auf dem Feld zu administrativen Aufgaben im Büro). |
| Höhe der Rente | Die BU-Rente wird in der Regel auf Basis des Nettoeinkommens der zuletzt ausgeübten Tätigkeit berechnet und kann in der Höhe flexibel angepasst werden (die sogenannten Nachversicherungsgarantien ermöglichen eine Erhöhung der Rente unter bestimmten Umständen wie einer Heirat, der Geburt/Adoption eines Kindes oder dem Kauf einer Immobilie). | Um das gesamte Einkommen und gegebenenfalls auch laufende Betriebskosten abzusichern, ist typischerweise eine höhere BU-Rente erforderlich. Ab einer bestimmten Rentenhöhe – z.B. 1500 € pro Monat – weist die Versicherungsgesellschaft oft eine finanzielle Angemessenheitsprüfung oder eine medizinische Untersuchung an. |
| Gesetzliche Absicherung | Angestellte sind im Normalfall über die gesetzliche Rentenversicherung pflichtversichert, sodass sie bei einem vollständigen oder teilweisen Verlust der eigenen Arbeitskraft Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente haben. Hinweis: Die Erwerbsminderungsrente ist oftmals aber gering, sodass eine private BU eine wichtige Ergänzung der gesetzlichen Absicherung sein kann. | Viele Selbstständige sind nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert, sodass sie keinen Anspruch auf eine staatliche Erwerbsminderungsrente haben. Demnach ist eine private BU für sie eine existenziell enorm wichtige Option, um das Einkommen abzusichern. Anmerkung: Wie weiter oben beschrieben, können Selbstständige aber freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Wenn sie dies vor Eintritt der Erwerbsminderung getan haben und die allgemeinen Voraussetzungen (Mindestversicherungszeit etc.) erfüllen, steht ihnen genauso eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente zu. |
Berufsunfähigkeit durch Diabetes
Ein unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes kann langfristig zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Augen, der Nerven, der Nieren, der Füße und des Gehirns führen, die es der betroffenen Person unter Umständen erschweren oder unmöglich machen, ihren aktuellen Beruf weiterhin im gewohnten Umfang auszuüben. Dabei kommt es sehr auf die genaue gesundheitliche Beeinträchtigung und den jeweiligen Beruf an. Hier ein paar Beispiele:
Kardiovaskuläre Probleme können die körperliche Belastbarkeit stark einschränken – mitunter so sehr, dass Betroffene, die einer physisch anspruchsvollen Tätigkeit nachgehen, ihre gewohnte Arbeit aufgeben müssen, um einem (weiteren) Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Wer einen Job mit hohen visuellen Anforderungen hat, also beispielsweise als PolizistIn oder GrafikdesignerIn arbeitet, kann die Tätigkeiten im Falle eines beeinträchtigten Sehvermögens durch eine diabetische Retinopathie in der Regel nicht mehr zuverlässig ausüben.
Wenn Nervenschäden die feinmotorische Präzision einschränken, ist das für handwerkliche oder medizinische Tätigkeiten oft problematisch.
Um sich für alle Eventualitäten zu wappnen, die Diabetes Typ 1 oder auch Typ 2 sowie andere Formen der Stoffwechselerkrankung mit sich bringen können, empfiehlt es sich für betroffene Personen, über den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung nachzudenken. Apropos “alle Eventualitäten”: Allein durch das Vorhandensein eines Diabetes und die damit einhergehende Belastung der Blutgefäße können Folgeerkrankungen wie beispielsweise eine diabetische Retinopathie auch dann auftreten, wenn du deinen Blutzucker eigentlich gut unter Kontrolle hast. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit unter diesen Umständen geringer, doch garantiert ausschließen lassen sich schwerwiegende Folgen leider nie.
Schwierigkeiten und mögliche Benachteiligungen beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Diabetes
AnbieterInnen von Berufsunfähigkeitsversicherungen arbeiten gewinnorientiert. Das bedeutet, dass sie eigene Kosten gering halten wollen, um einen möglichst hohen Profit zu erzielen. Deshalb steht für sie die Risikominimierung an erster Stelle. Da bei Diabetes wie oben beschrieben verschiedene Folgeerkrankungen auftreten und zur Berufsunfähigkeit führen können, stufen Versicherungsgesellschaften Menschen mit der Stoffwechselerkrankung als erhöhtes Risiko ein. Um dieses auszugleichen beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit von Verlusten zu reduzieren, offerieren sie Betroffenen eine Berufsunfähigkeitsversicherung meist zu deutlich schlechteren Konditionen im Vergleich zu Personen ohne Diabetes oder sonstige chronische Erkrankung. Hier häufige Benachteiligungen im Überblick:
Risikozuschläge von bis zu 100%: Die Beitragshöhe ist für Menschen mit Diabetes oftmals doppelt so hoch wie für Personen ohne chronische Erkrankung.
Leistungsausschlüsse: Einige Versicherungsgesellschaften bieten Betroffenen eine Berufsunfähigkeitsversicherung nur unter Ausschluss des Diabetes an. Das bedeutet: Wenn eine diabetische Komplikation oder Folgeerkrankung den Versicherungsfall auslöst, greift die Versicherung nicht. Sie zahlt dann nur, wenn die Ursache für die Berufsunfähigkeit anderswo liegt. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit dieser Einschränkung macht für Menschen mit Diabetes gemeinhin wenig bis gar keinen Sinn.
Verkürzte Versicherungsdauer beziehungsweise niedrigeres Endalter: Häufig können von der Stoffwechselerkrankung Betroffene eine Berufsunfähigkeitsversicherung lediglich für eine verkürzte Dauer abschließen, oft für maximal 30 Jahre ab Diagnosestellung. Beispiel: Wenn du deine Diabetes-Diagnose vor zehn Jahren erhalten hast, kannst du dich dann noch für 20 Jahre gegen die Berufsunfähigkeit absichern.
Begrenzung der Rentenhöhe: Vielfach ist die maximal versicherbare Rentenhöhe für den Fall der Berufsunfähigkeit für Menschen mit Diabetes geringer als für Personen ohne chronische Erkrankung.
Nicht selten lehnen Versicherungsgesellschaften Menschen mit Diabetes komplett ab, weil ihnen das Verlustrisiko zu groß erscheint. Allerdings hast du es ein Stück weit selbst in der Hand, eine Ablehnung zu vermeiden. Lies dazu unsere Tipps weiter unten. Wenn du sie befolgst, stehen deine Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich besser.
Wichtig: Gesundheitsfragen ehrlich und umfassend beantworten
Beim Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung werden dir prinzipiell zahlreiche Gesundheitsfragen gestellt. Diese musst du vollständig wahrheitsgemäß beantworten. Du darfst weder lügen noch etwas verheimlichen. Bist du auch nur bei einem einzigen vermeintlich klitzekleinen Detail unehrlich, kann das im Ernstfall zur Folge haben, dass du deinen Versicherungsschutz verlierst und beim Eintritt deiner Berufsunfähigkeit keinen Cent bekommst. Mehr darüber erfährst du in unserem allgemeinen Beitrag über Versicherungen mit Diabetes.
Welche Faktoren beim Versicherungsabschluss eine Rolle spielen
Der Abschluss und die Konditionen einer Berufsunfähigkeitsversicherung hängen von mehreren Faktoren ab. Wir fassen die wichtigsten Aspekte kurz zusammen.
Diabetes-Typ: Da es sich bei Typ 1 Diabetes um eine bislang unheilbare Autoimmunerkrankung handelt, stufen Versicherungsgesellschaften diese Variante als risikoreicher ein als Diabetes Typ 2, der im Vergleich zu Typ 1 Diabetes gerade im Anfangsstadium mit einem gesunden Lebensstil teilweise oder ganz reversibel ist. Deshalb haben es Menschen mit Diabetes Typ 1 meist noch schwerer, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Das lässt sich allerdings nicht verallgemeinern – entscheidend ist vor allem das Diabetes-Management beziehungsweise die Blutzuckereinstellung.
Zeitpunkt der Diagnose und Alter: Je länger die Diabetes-Diagnose zurückliegt und je älter du bist, desto schlechter sind deine Chancen auf den Abschluss einer brauchbaren Berufsunfähigkeitsversicherung.
Diabetes-Management/Blutzuckereinstellung: Je besser du deinen Blutzucker unter Kontrolle – sprich gute HbA1c- und Time-In-Range-Werte – hast, desto wahrscheinlicher kannst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Auch die Konditionen gestalten sich meist umso vorteilhafter (oder sagen wir lieber umso weniger nachteilig), je stabiler deine Blutzuckerwerte in deinem individuellen Zielbereich sind.
Allgemeiner Gesundheitszustand: Dein allgemeiner Gesundheitszustand muss gut sein, damit du überhaupt die Chance hast, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Im Wesentlichen bedeutet das, dass keine diabetischen Folgeerkrankungen vorliegen dürfen. Ansonsten ist es nahezu sicher, dass du abgelehnt wirst.
Compliance: Versicherungsgesellschaften erwarten, dass du alles dafür tust, dauerhaft in guter körperlicher und psychischer Verfassung zu bleiben. Das schließt insbesondere mit ein, dass du regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei verschiedenen FachärztInnen wahrnimmst, auf Nikotin und Alkohol verzichtest und generell einen gesundheitsförderlichen Lebensstil pflegst.
Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Diabetes erfolgreich abschließen – praktische Tipps
Um eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Diabetes erfolgreich abschließen zu können, geht es vor allem darum, klassische Fehler zu vermeiden. Dazu gehören:
(zu) langes Zögern
Antragstellung bei schlechtem HbA1c
unüberlegtes/sofortiges Preisgeben persönlicher Daten
falsche oder fehlende Informationen
unrealistische Erwartungshaltung
vorschneller Abschluss zu schlechten Konditionen
Doch anstatt nun lang und breit bei den negativen Fallstricken zu verweilen, drehen wir das Ganze lieber um und geben dir praktische Tipps, wie du die Auswahl und den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 am besten angehst.
Frühzeitig absichern
Vielleicht bist du in der vorteilhaften Situation, gegenwärtig “nur” die Veranlagung für Diabetes Typ 1 oder Typ 2, aber noch keine Diagnose zu haben. Dann kannst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung nämlich zu den gleichen Konditionen abschließen wie andere Menschen ohne diagnostizierte chronische Erkrankung. Doch auch wenn du bereits die Diagnose hast, solltest du so zeitnah wie möglich handeln, sofern du dich mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung absichern willst. Je früher du den Antrag stellst, desto besser sind deine Chancen auf einen Abschluss und passable Konditionen. Aber Achtung: Manchmal ist es trotzdem sinnvoller, ein paar Monate zu warten, wie der nächste Punkt erläutert.
Antrag nur bei gutem Gesundheitszustand stellen
Wenn du deinen Blutzucker momentan nicht optimal unter Kontrolle hast, lehnen dich die meisten Versicherungsgesellschaften ab oder bieten dir derart schlechte Konditionen an (etwa den Ausschluss von Diabetes und diabetischen Folgeerkrankungen als Ursache für den Eintritt des Versicherungsfalls…), dass sich die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht wirklich lohnt. Deshalb solltest du idealerweise nur dann einen Antrag stellen, wenn dein HbA1c gerade im grünen Bereich ist und noch keine diabetischen Folgeerkrankungen vorliegen. Ein stabiler Blutzuckerverlauf, gesunder Lebensstil und regelmäßige ärztliche Kontrollen – Stichwort Compliance – können sich positiv auf den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 auswirken.
Anonyme Risikoeinstufung durchführen
Inzwischen bieten dir einige Versicherungsgesellschaften die Möglichkeit, vorab eine anonyme Risikoeinstufung durchzuführen. Nutze diese Option. Du musst dabei zwar Auskunft über deinen HbA1c-Wert und generell deinen Gesundheitszustand geben, aber – und das ist entscheidend – deinen Namen nicht nennen. So kannst du gefahrlos herausfinden, ob die jeweilige Berufsunfähigkeitsversicherung für dich infrage kommt oder nicht.
Stellst du unbedacht gleich einen richtigen Antrag mit all deinen persönlichen Daten, beschert dir das unter Umständen einen negativen Eintrag im KundInnenverzeichnis der Versicherer (HIS). Zur Risikoeinschätzung haben alle deutschen Versicherungsgesellschaften Einblick in das Register. Wenn dich eine Versicherung ablehnt und dies entsprechend vermerkt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch von allen anderen Versicherungsgesellschaften, bei denen du es im Anschluss probierst, Absagen hagelt.
Spezialisierte MaklerInnen mit ins Boot holen
Um eine optimal zu deinen Bedürfnissen passende Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, kann es sich lohnen, MaklerInnen zu engagieren, die auf Menschen mit Diabetes spezialisiert sind und den Versicherungsmarkt für diese Personengruppe genauestens kennen. Wende dich beispielsweise an DiabSurance, einen Vermittler aus Stuttgart, der selbst mit Diabetes Typ 1 lebt und anderen Betroffenen zu einem fairen Versicherungsschutz verhelfen will. Außerdem möchte er selbst eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Menschen mit Diabetes entwickeln und freut sich über dein Feedback.
Viele MaklerInnen beraten kostenlos. Sie erhalten im Falle der erfolgreichen Vermittlung einer Berufsunfähigkeitsversicherung von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft eine Aufwandsentschädigung. Somit ist es häufig eine Win-Win-Situation für den Makler oder die Maklerin und dich. Du musst nur aufpassen, dass dich der Makler oder die Maklerin nicht zu einer Versicherung “drängt”, die ihm oder ihr die höchste Provision bringt, für dich aber schlechtere Konditionen bedeutet. Sie also aufmerksam und wähle deinen Berater oder deine Beraterin sorgfältig aus. Für eine kompetente Beratung auf Augenhöhe gibt es MaklerInnen, die sich auf Menschen mit Diabetes spezialisiert haben.
Umfassend ehrlich sein
Wir können es nur noch einmal betonen: Beantworte alle Gesundheitsfragen umfassend ehrlich. Mach keine Falschangaben und verheimliche nichts. Ansonsten beraubst du dich im Ernstfall möglicherweise selbst deines Anspruchs auf eine Berufsunfähigkeitsrente und hast die monatlichen Beiträge am Ende umsonst bezahlt. Denn bei Eintritt des Versicherungsfalls prüft die Versicherungsgesellschaft alle deine Angaben noch einmal sehr gründlich – in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das sie dir anlasten können und das sie dazu berechtigt, dir die Leistung zu verweigern.
Realistisch bleiben
Bleib von Anfang an realistisch und sei dir bewusst, dass du bei den Konditionen mit Nachteilen gegenüber Menschen ohne chronische Erkrankung rechnen musst. Du brauchst eine gewisse Kompromissbereitschaft, um überhaupt eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 abschließen zu können.
Verschiedene Angebote vergleichen
Ja, eine realistische Herangehensweise und das Inkaufnehmen höherer Prämien oder kürzerer Vertragslaufzeiten sind wichtig; das bedeutet aber nicht, dass du dich auf die erstbeste Offerte einlassen musst. Vielmehr empfiehlt es sich, verschiedene Angebote zu prüfen und umfassend zu vergleichen. Die Unterschiede zwischen den Versicherungsgesellschaften können durchaus groß sein. Du solltest dir zunächst überlegen, was hinsichtlich der Konditionen für dich persönlich am wichtigsten ist, bei deinen Analysen auf diese Punkte achten und auf deren Basis deine Entscheidung treffen.
Erst umfassend informieren – dann unterschreiben
Unabhängig davon, welche Berufsunfähigkeitsversicherung du letzten Endes wählst: Informiere dich gründlich und unterschreibe den Vertrag erst, wenn du ausnahmslos jede Klausel gelesen und vollständig verstanden hast. Bei Unklarheiten kannst du dich an spezialisierte VersicherungsmaklerInnen und/oder RechtsberaterInnen für Menschen mit Diabetes wenden.
Auch wenn du bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, solltest du immer mal wieder prüfen, ob ein Neuabschluss oder Wechsel für bessere Konditionen möglich ist.
Gibt es Berufsunfähigkeitsversicherungen speziell für Menschen mit Diabetes?
Bislang ist myLife unseres Wissens nach die einzige Berufsunfähigkeitsversicherung speziell für Menschen mit Diabetes. Die Allianz, von der es schon eine Risikolebensversicherung für Betroffene gibt, könnte ebenfalls eine Option sein. Das Unternehmen DiabSurance – der Gründer lebt selbst mit Typ 1 Diabetes und kennt die Herausforderungen persönlich – ist aktuell im Aufbau einer Berufsunfähigkeitsversicherung speziell für Menschen mit Diabetes, wofür sie eine extra Umfrage eingerichtet haben.
Alternativen und Zusatzversicherungen zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung
Falls eine Berufsunfähigkeitsversicherung für dich nicht (mehr) infrage kommt oder du dich durch zusätzliche Versicherungen umfassender absichern willst, sind insbesondere die folgenden Versicherungsarten geeignet:
Krankengeld: Wenn du berufsunfähig wirst, erhältst du im Normalfall zunächst zwei Jahre lang Krankengeld von deiner Krankenkasse.
Gesetzliche Erwerbsminderungsrente: Darauf hast du automatisch Anspruch, wenn du vor dem Eintritt der Erwerbsunfähigkeit durch Diabetes, eine diabetische Folgeerkrankung oder eine ganz andere Ursache mindestens fünf Jahre lang in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert gewesen bist (siehe Infobox weiter oben in diesem Artikel).
Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Sie ist das private Pendant zur gesetzlichen Erwerbsminderungsrente und empfiehlt sich insbesondere für Selbstständige ohne Anspruch auf die staatliche Version, kann aber auch für Angestellte sinnvoll sein, die sich umfangreicher absichern möchten.
Dread-Disease-Versicherung: Bei einer “Schwere-Krankheiten-Versicherung” bekommst du einmalig eine Kapitalleistung ausbezahlt, wenn bei dir eine im Vertrag definierte schwere Krankheit diagnostiziert wird. Sie dient dazu, dich bei plötzlichen Einkommensausfällen zu entlasten und/oder die Kosten für spezielle Therapien zu decken. Typische versicherbare Krankheiten sind neben Krebs auch Herzinfarkt und Schlaganfall. Übrigens: Anders als die Berufs- und die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist die Dread-Disease-Versicherung nicht davon abhängig, ob du noch arbeitsfähig bist oder nicht.
Das Krankengeld und die gesetzliche Erwerbsminderungsrente ausgenommen, gilt auch für den erfolgreichen Abschluss dieser alternativen oder ergänzenden Versicherungsarten zur Berufsunfähigkeitsversicherung ein optimales Diabetes-Management als absolute Grundvoraussetzung. Um einen umfassenden Versicherungsschutz für dich zu schaffen, aber ebenso deiner allgemeinen Lebensqualität zuliebe, solltest du dich somit konsequent gut um deinen Diabetes kümmern.
