Ursachen von Diabetes Typ 1

Warum und wie entwickeln manche Menschen Diabetes Typ 1? Um diese Frage dreht sich unser Beitrag. Wir gehen den Ursachen und möglichen Auslösern von Typ 1 Diabetes auf den Grund. Dabei beschreiben wir auch, was im Körper geschieht, wenn die Stoffwechselerkrankung entsteht, und woran du erkennen kannst, ob du Diabetes Typ 1 hast.
Weitere Aspekte, mit denen wir uns im Folgenden beschäftigen, sind die Vererbbarkeit sowie die Früherkennung und Prävention von Typ 1 Diabetes. Wir schildern auch, warum es oft relativ lange dauert, bis Typ 1 Diabetes diagnostiziert wird. Kurz: Bei uns erfährst du alles Wichtige rund um die Entstehung von Diabetes Typ 1.
Wie Diabetes Typ 1 entsteht
Wir wollen dir zunächst kurz die Entstehung von Diabetes Typ 1 erklären. Was passiert im Körper, wenn Typ 1 Diabetes ausbricht?
Der aktuelle Stand der Forschung zeigt noch nicht exakt, was die genaue Ursache(n) für einen Typ 1 Diabetes sind. Fest steht, dass es vermehrt im Rahmen eines grippalen Infekts zu einer Autoimmunreaktion kommt, bei der das Immunsystem Antikörper bildet, die sich gegen die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse richten. Diese Zellen sind dafür zuständig, Insulin zu produzieren. Kurz gesagt: Durch einen “Kurzschluss” bekämpft das Immunsystem die körpereigenen gesunden Zellen anstelle der Viren.
Die insulinproduzierenden Betazellen befinden sich in der Bauchspeicheldrüse auf den sogenannten Langerhansschen-Inseln. Sie werden deshalb auch Inselzellen genannt. Und der Name Insulin leitet sich vom lateinischen Wort insula für Insel ab.
Durch den Angriff der Antikörper werden die Betazellen innerhalb von Monaten oder Jahren unwiederbringlich zerstört. In der Folge ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, Insulin zu produzieren. Ohne den Botenstoff kann der Organismus die aus der Nahrung aufgenommene Glukose nicht in die Muskel-, Fett- und Leberzellen schleusen. Das führt dazu, dass der Blutzucker erhöht und der Stoffwechsel gestört ist.
Glukose verleiht unseren Körperzellen Energie
Unsere Muskel-, Fett- und Leberzellen benötigen regelmäßig einen Glukose-Nachschub. Dieser Zucker - nicht zu verwechseln mit Haushaltszucker! - gibt ihnen die Kraft, um die lebenswichtigen Stoffwechselprozesse im Körper aufrechterhalten zu können.
Stellt sich nur die Frage: Warum bildet das Immunsystem Antikörper aus, die dem Organismus so sehr schaden? Die (leider nicht zu 100 Prozent zufriedenstellenden) Antworten darauf erfährst du im nächsten Kapitel.
Ursachen und Auslöser von Typ 1 Diabetes
Diabetes Typ 1 entwickelt sich nicht einfach so. Bekannt ist, dass an der Entstehung von Typ 1 Diabetes viele verschiedene Gene beteiligt sind. Als Hauptursache gilt deshalb eine genetische Veranlagung. Aber: Ob es bei einer genetisch veranlagten Person tatsächlich zur zuvor beschriebenen Autoimmunreaktion und damit zum Ausbruch von Typ 1 Diabetes kommt, hängt von weiteren Umwelteinflüssen ab. Welche Faktoren das genau sind beziehungsweise sein können, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Hinweise. Im Wesentlichen werden folgende Einflüsse als mögliche Auslöser vermutet:
Virusinfektionen
Mikrobiom im Darm
Ernährung im Säuglingsalter
Virusinfektionen
Coxsackie-Viren können neben anderen Organen auch die Bauchspeicheldrüse infizieren und dort die Zerstörung der insulinbildenden Betazellen auslösen. Auch Röteln- oder Mumps-Viren stehen im Verdacht, die Entwicklung eines Typ 1 Diabetes zu fördern. Darüber hinaus deuten Forschungsergebnisse von WissenschaftlerInnen aus Italien darauf hin, dass Grippeviren potenziell zur Entstehung von Typ 1 Diabetes beitragen.
Mikrobiom im Darm
Möglicherweise beeinflusst die Zusammensetzung der Darmflora die Entstehung von Typ 1 Diabetes. Ein Teil des Darmbakteriums ähnelt in seiner Struktur einem wichtigen Part der insulinproduzierenden Betazellen. Eine Verwechslung könnte das Immunsystem veranlassen, Antikörper gegen diese Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu bilden.
Genauer: Das Immunsystem überwacht kontinuierlich das Mikrobiom im Darm. Um zu verhindern, dass bestimmte Darmbakterien Überhand nehmen, bildet es Antikörper. Durch die partielle strukturelle Ähnlichkeit zum Darmbakterium könnte das Immunsystem dabei versehentlich auch Antikörper produzieren, die sich gegen die insulinbildenden Zellen richten.
Ernährung im Säuglingsalter
Wird einem genetisch veranlagten Säugling vor dem dritten Lebensmonat Glutenhaltiges zugefüttert, könnte dies den Ausbruch von Diabetes Typ 1 forcieren. Bei Gluten handelt es sich um ein bestimmtes Getreideprotein, das insbesondere in Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer und Gerste vorkommt.
Uneinheitlich ist die Studienlage in Bezug auf die frühe Gabe von Kuhmilcheiweiß. Während manche Untersuchungen darauf hindeuten, dass dies das Risiko für Typ 1 Diabetes erhöhen kann, sind in anderen Forschungsarbeiten keine Anzeichen dafür festgestellt worden.
Auch auf die Frage, ob die Dauer des Stillens von Säuglingen einen Einfluss hat, gibt es noch keine eindeutige Antwort. Allerdings scheint eine längere Stilldauer die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Typ 1 Diabetes eher zu verringern.
Weitere potenzielle Einflussfaktoren
Neben den oben beschriebenen gibt es noch weitere Faktoren, die das Risiko für einen Ausbruch von Typ 1 Diabetes möglicherweise erhöhen können. Dazu zählen hauptsächlich
Vitamin-D-Mangel/zu wenig Sonneneinstrahlung
Wenn wir schon bei der Geburt sind, können wir uns gleich der Frage widmen, wie es mit der Vererbbarkeit von Diabetes Typ 1 aussieht.
Vererbbarkeit von Diabetes Typ 1
Die Veranlagung für Diabetes Typ 1 ist von nahen Verwandten vererbbar. Zu diesen nahen Verwandten zählen die Eltern und Geschwister. Liegt ein erhöhtes genetisches Risiko vor, weil die Mutter, der Vater, die Schwester oder der Bruder Typ 1 Diabetes hat, bricht Typ 1 Diabetes bei rund zehn von 100 Personen aus, demnach ca. 10%. Zum Vergleich: In der allgemeinen Bevölkerung sind es gegenwärtig drei bis vier von 1000 Personen, die an Typ 1 Diabetes erkranken, also 0,3 bis 0,4%.
Diabetes Typ 1 auf dem Vormarsch
Diabetes Typ 1 breitet sich weltweit immer mehr aus. Expert:innen erwarten, dass sich die Erkrankungszahlen von Diabetes im Allgemeinen bis zum Jahr 2040 verdoppeln. In Deutschland leben derzeit etwa 373.000 Menschen mit Typ 1 Diabetes, was etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik entspricht. Die Rate an Neuerkrankungen steigt momentan jährlich um drei bis fünf Prozent an.
Nach aktuellem Forschungsstand entwickeln Kinder von Vätern mit der Autoimmunerkrankung eher Diabetes Typ 1 als Kinder von betroffenen Müttern. Hat der Vater Typ 1 Diabetes, erkranken fünf von 100 Kindern ebenso, bei einer Mutter mit Typ 1 Diabetes hingegen drei von 100 Kindern. Sind zwei nahe Verwandte von Diabetes Typ 1 betroffen, entwickeln je nach Konstellation bis zu 25 von 100 Kindern auch Typ 1 Diabetes. Diese Zahlen zeigen, dass du zwar ein deutlich erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 1 hast, wenn mindestens einer deiner nahen Verwandten selbst daran erkrankt ist, dass Typ 1 Diabetes deshalb aber nicht zwingend ausbricht. Man kann es auch von der anderen Seite betrachten: Bei 90 von 100 Kindern, die Typ 1 Diabetes entwickeln, kommt die Erkrankung bislang nicht in der direkten Verwandtschaft vor. Daher gilt: Diabetes Typ 1 kann prinzipiell jeden Menschen treffen.
Wissenswert: Im Kindes- und Jugendalter ist das Risiko erhöht, dass es zum Ausbruch von Typ 1 Diabetes kommt. Bleibt die Autoimmunreaktion in dieser empfindlichen Phase aus, stehen die Chancen gut, dass die genetische Veranlagung keine gesundheitlichen Folgen hat. Im Erwachsenenalter nimmt die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Typ 1 Diabetes von Jahr zu Jahr ab.
Woran erkenne ich, dass ich Diabetes Typ 1 habe?
Wenn du einige der folgenden Symptome eines erhöhten Blutzuckerspiegels bei dir bemerkst, kann es sein, dass du Diabetes Typ 1 hast:
extremer Durst
häufiges Wasserlassen (als Folge des vermehrten Trinkens)
ungewollte, starke Gewichtsabnahme innerhalb weniger Wochen
unerklärliche Müdigkeit und Erschöpfung
starke Kopfschmerzen
Konzentrationsschwierigkeiten
Muskelschwäche
Übelkeit und Bauchschmerzen
Erbrechen
stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden
erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
süß-säuerlich riechender Atem
trockener Mund und Augen
Treffen manche dieser Symptome auf dich zu? Begib dich bitte sofort zum Haus- oder Kinderarzt und lasse deinen Blutzucker testen. Dies wird auch in manchen Apotheken angeboten. Termine findest du hier.
Musstest du dich zusätzlich zu diesen Symptomen übergeben? Dann begib dich direkt in die Notaufnahme oder rufe den Krankenwagen, da das Risiko einer diabetischen Ketoazidose besteht, die lebensgefährlich werden kann. Die bundesweiten Notfallnummern dafür sind: 112 (Notfall) oder die 116117 (dringend, nicht lebensbedrohlich).
Stadien bei der Entstehung von Diabetes Typ 1
Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist in drei Stadien eingeteilt. Die Symptome, die wir oben beschrieben haben, zeigen sich meist erst im dritten Stadium.
Stadium 1: Im Blut sind mindestens zwei charakteristische Autoantikörper nachweisbar. Die Blutzuckerwerte liegen noch im Normalbereich, sodass die betroffene Person keine Symptome hat.
Stadium 2: Die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen schreitet voran. Dies wirkt sich zunehmend auf den Zuckerstoffwechsel aus. Durch den Insulinmangel steigen die Blutzuckerwerte an. Dennoch hat die betroffene Person in dieser Phase oftmals noch keine Beschwerden.
Stadium 3: Inzwischen ist der Insulinmangel so stark, dass typische Symptome auftreten. Die betroffene Person verspürt übermäßigen Durst, muss häufig Wasser lassen, fühlt sich ohne erkennbaren Grund müde und erschöpft und/oder verliert an Gewicht. Der Diabetes Typ 1 ist voll ausgeprägt, was eine Insulintherapie erforderlich macht. Bleibt der Diabetes ab dieser Phase unbehandelt, kann dies zu einer lebensbedrohlichen diabetischen Ketoazidose führen.
Die Dauer der einzelnen Phasen gestaltet sich sehr individuell, variiert also von Person zu Person. Grundsätzlich dauern die Angriffe des Immunsystems gegen die Inselzellen Monate bis Jahre an. Dementsprechend kann mitunter sehr viel Zeit ins Land ziehen, bis Symptome auftreten. Je früher der Diabetes Typ 1 erfolgreich behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass die sogenannte Honeymoon-Phase eintritt und noch lange anhält. Dies erleichtert das Blutzucker-Management in den ersten Jahren sehr.
Die Honeymoon-Phase
Kurz nach Beginn der Insulintherapie kann eine sogenannte Remissionsphase einsetzen, auch Honeymoon-Phase genannt. Dabei verbessert sich die Stoffwechsellage vorübergehend. Die Inselzellen produzieren wieder kleine Mengen Insulin. In dieser Situation muss die betroffene Person eventuell weniger oder kein Insulin spritzen.
Wie lange die Remissionsphase anhält, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es können wenige Monate, aber auch ein bis zwei Jahre vergehen, bis die Inselzellen vollständig zerstört sind und wieder (mehr) Insulin gespritzt werden muss. Fachleute vermuten, dass eine längere Honeymoon-Phase die langfristige Prognose verbessert.
Dieser positive Effekt auf das BZ-Management im Alltag nach der Diagnose kann durch moderate Bewegung und eine passende Ernährung weiter gefördert werden. Aber wichtig: mit Sport und Bewegung kann der Diabetes nicht geheilt oder auf Insulin verzichtet werden! Mit Bewegung kann die Insulinresistenz weiter gesenkt werden. Durch die Remissionsphase und die wieder leicht erhöhte Insulin-Eigenproduktion müssen bei Sport und Ernährung besondere Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gibt es konkrete Hinweise und Anregungen in unserem kostenlosen Onlinekurs.
Diagnose von Typ 1 Diabetes
Diabetes Typ 1 wird häufig erst relativ spät diagnostiziert. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Betroffene in den ersten Stadien der Entstehung meist keine Symptome haben. Und bei Routineuntersuchungen stellen Mediziner:innen während der ersten und teilweise auch der zweiten Phase gemeinhin nichts Auffälliges fest.
Zwar wird bei solchen Checks der Blutzuckerspiegel gemessen; allerdings ist die untersuchte Person dabei in der Regel nüchtern. Und der Nüchternblutzucker zeigt erst dann einen signifikanten Anstieg, wenn bereits ungefähr 80 Prozent der Betazellen zerstört sind. Somit liefert eine Blutzuckermessung erst relativ spät einen Hinweis auf Typ 1 Diabetes.
Hinzu kommt, dass bei Routineuntersuchungen ohne charakteristische Symptome gemeinhin keine Antikörpertests durchgeführt werden. All das erschwert beziehungsweise verzögert die Diagnosestellung. Mehr zur Diagnose von Diabetes Typ 1 erfährst du in unserem separaten Artikel.
In der breiten Bevölkerung sind oftmals auch die Symptome nicht alle bekannt oder werden nicht gemeinsam in Zusammenhang gebracht. Bei Kopfschmerzen ist “das Wetter” schuld, wenn man viel trinkt “ist [es] doch gut, das Kind hat Durst” oder wenn ein Kind stark an Gewicht verliert, heißt es “sie/er wächst”, und so weiter. Jedes einzelne Symptom kann schnell im Alltag untergehen. Erst das Auftreten und Erkennen vieler Symptome zur gleichen Zeit machen einen Typ 1 Diabetes sehr wahrscheinlich und auch leichter zu erkennen. Daher ist es besonders wichtig, auf die gemeinsam auftretenden Symptome zu achten und sein Umfeld dazu zu sensibilisieren.
Fühlst du dich mit der Diagnose Typ 1 Diabetes überfordert? Schau dir gerne die Mentoring-Angebote unseres Gründers Ivo an, um dein Blutzucker-Management individuell, nachhaltig und wirksam zu verändern.
Kann man Diabetes Typ 1 vorbeugen?
Zu sagen, dass man Diabetes Typ 1 vorbeugen kann, ist leider noch etwas zu früh. Allerdings gibt es in Deutschland bereits erste gute Möglichkeiten für eine Früherkennung. Zudem wird eifrig an Präventionsmaßnahmen getüftelt.
Früherkennung von Typ 1 Diabetes
Mithilfe eines Gentests lässt sich schon bei Neugeborenen feststellen, ob ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes Typ 1 vorliegt. Für diesen Test bedarf es nur weniger Blutstropfen des Babys, etwa aus der Ferse. Im Rahmen der Freder1k-Studie des Helmholtz-Instituts kann das Screening deutschlandweit kostenlos in Anspruch genommen werden, sofern aus der nahen Verwandtschaft des Säuglings mindestens eine Person Typ 1 Diabetes hat.
In Bayern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen ist der Test auch dann kostenfrei möglich, wenn weder Eltern noch Geschwister an Diabetes Typ 1 erkrankt sind.
Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gibt es ebenfalls eine gute Möglichkeit der Früherkennung. Im Rahmen der Fr1da-Studie, ebenfalls vom Helmholtz-Institut in München, können Menschen zwischen einem und 21 Jahren auf Insel-Autoantikörper getestet werden. Wiederum ist das Screening deutschlandweit kostenlos, wenn nahe Verwandte von Diabetes Typ 1 betroffen sind. Ohne diese Voraussetzung fallen in Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Hamburg für den Test bei Kindern zwischen zwei und zehn Jahren auch keine Kosten an. Zeigen die Screenings keine Auffälligkeiten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass später ein Diabetes Typ 1 auftritt. Deutet der Gentest auf eine Prädisposition hin, sind die Eltern von Anfang an gewarnt. In der Folge können sie bewusster darauf achten, dass äußere Einflussfaktoren, die als potenzielle Auslöser im Verdacht stehen, nicht zum Tragen kommen - soweit möglich. Sind im Blut bestimmte Antikörper nachweisbar, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass in den folgenden Jahren Diabetes Typ 1 diagnostiziert wird.
Bei jungen Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Typ 1 Diabetes kann eine gute, konsequente Betreuung und Behandlung gleich von Beginn an helfen, vielleicht nicht den Ausbruch der Erkrankung, aber zumindest gefährliche Stoffwechselentgleisungen wie die diabetische Ketoazidose zu verhindern. Erste Ergebnisse der Fr1da-Studie haben gezeigt, dass die Häufigkeit der diabetischen Ketoazidose durch die Früherkennung von über 20% auf unter 2,5% reduziert werden konnte. Der durchschnittliche HbA1c zum Zeitpunkt der Diagnose wurde ebenfalls von durchschnittlich über 10 (ohne Früherkennung) auf unter 7 (mit Früherkennung) reduziert. Damit ist der Erfolg von Früherkennung schon jetzt zu sehen.
Auch die frühzeitige Aufklärung zum Thema Diabetes und den damit verbundenen Symptomen hat einen großen und sehr positiven Effekt, die Zahl der schweren Komplikationen bei der Erstmanifestation (Diagnose) zu reduzieren. So konnte innerhalb eines Forschungsprojekts des Klinikums Stuttgart und der Landeshauptstadt Stuttgart unter der Leitung von Dr. Martin Holder (Stuttgart) und Prof. Dr. Reinhard Holl (Ulm) das Auftreten einer diabetischen Ketoazidose um bis zu 50% reduziert werden. Maßnahmen dazu waren gezielte Aufklärungskampagnen in Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen über einen mehrjährigen Zeitraum.
Diese Initiativen zeigen, dass sowohl die Aufklärung, als auch die Früherkennung zwei wirksame Maßnahmen sind, um das Auftreten von schweren Entgleisungen zum Zeitpunkt der Diagnose signifikant zu reduzieren.
Prävention
Bislang existieren keine wissenschaftlich überprüften oder medizinisch zugelassenen und anwendbaren Präventionsmöglichkeiten in Bezug auf Diabetes Typ 1. Allerdings wird dahingehend viel Forschungsarbeit betrieben – in den USA sind bereits Medikamente zugelassen, die den Ausbruch von Diabetes Typ 1 um einige Jahre verzögern sollen. Inzwischen können wir auch schon vielversprechende Forschungsansätze zur Vorbeugung von Diabetes Typ 1 erwähnen. Hier einige interessante Studienthemen im Überblick:
Unterschiede zu Diabetes Typ 2
Eine genetische Veranlagung für die Entwicklung des Diabetes liegt sowohl bei Typ 1 als auch bei Typ 2 vor. Wie oben beschrieben ist diese jedoch bei Typ 1 Diabetes vergleichbar niedrig (nur 10% der Menschen mit einer positiven Diagnose haben jemanden mit Diabetes in der Familie). Bei Typ 2 Diabetes hingegen spielt die genetische Veranlagung eine stärkere Rolle. Abgesehen von der genetischen Prädisposition, unterscheiden sich beide Diabetes-Typen jedoch sehr stark.
Während Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung ist, wird Diabetes Typ 2 in der Regel durch einen ungesunden Lebensstil ausgelöst. Im Fokus stehen dabei oftmals zu wenig Bewegung, eine fett- und zuckerreiche sowie ballaststoffarme Ernährung oder auch zu viel Alkoholkonsum. Die genetische Veranlagung allein reicht meistens nicht aus. Menschen mit einer Prädisposition für Typ 2 Diabetes haben daher weitaus bessere Möglichkeiten, dem Ausbruch der Erkrankung vorzubeugen. Hierin liegt aber ein weit verbreiteter Grund für Stigmatisierung und falsche Schuldzuweisung begründet. Aussagen wie “du musst dich halt mehr bewegen” werden der Komplexität eines Typ 2 Diabetes nicht gerecht. Der Ausbruch des Typ 2 Diabetes kann in vielen Fällen nicht allein durch mehr Bewegung und gesündere Ernährung verhindert werden. Oftmals braucht es weitere Maßnahmen und eine enge Begleitung, um Routinen und Gewohnheiten weiterzuentwickeln, die einen Stoffwechsel-freundlichen Alltag ermöglichen.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht im Mechanismus: Bei Typ 1 Diabetes kann die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren. Dies ist bei Typ 2 Diabetes häufig bis zu einem gewissen Punkt noch möglich. Bei Typ 2 Diabetes entsteht mit der Zeit eine erhöhte Insulinresistenz, wodurch die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Insulin ansprechen, also in der Folge immer mehr Insulin notwendig wird.
Genaueres über die Unterschiede zwischen Diabetes Typ 1 und 2 erfährst du in unserem separaten Beitrag zu dem Thema.
Fazit
Diabetes Typ 1 entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Dadurch kann das Organ immer weniger und irgendwann gar kein Insulin mehr in das Blut abgeben, sodass der Blutzucker ohne Therapie erhöht bleibt. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich sein. Daher ist es wichtig, die Symptome zu kennen und rechtzeitig zu handeln.
Grundsätzlich kann jeder Mensch an Typ 1 Diabetes erkranken. Tritt die Autoimmunerkrankung bei nahen Verwandten - sprich Eltern oder Geschwistern - auf, ist das Risiko erhöht, dass sie auch bei einem selbst ausbricht.
Die genauen Auslöser von Typ 1 Diabetes sind noch nicht vollständig geklärt. Aktuelle Studien untersuchen bestimmte Viruserkrankungen, eine Verwechslung von Seiten des Immunsystems, die das Mikrobiom im Darm betrifft, und eine glutenhaltige Ernährung im frühen Säuglingsalter. Alle diese und andere potenzielle Einflussfaktoren gilt es genauer zu erforschen.
Bis es wirklich konkrete Erkenntnisse zu den Umwelteinflüssen gibt, kann man dem Ausbruch von Diabetes Typ 1 nicht gezielt vorbeugen. Erste Maßnahmen zur Früherkennung und der damit verbundenen Reduzierung von schweren Komplikationen wie einer diabetischen Ketoazidose zum Zeitpunkt der Diagnose weisen vielversprechende erste Studienergebnisse auf.