Diabetes und der "Typ F" – Familie und Freunde

Diabetes verändert nicht nur das Leben der direkt betroffenen Person, sondern auch das der Menschen in ihrem Umfeld. Zwar tragen Familienangehörige sowie Freunde und Freundinnen nicht die unmittelbaren körperlichen und emotionalen Folgen der Stoffwechselerkrankung; doch die Diagnose beeinflusst ihren Alltag und ihre psychische Verfassung dennoch mehr oder weniger stark, je nach Art und Intensität der Beziehung, des Alters der Betroffenen sowie der Zeit, die miteinander verbracht wird.
Für diese andere Form des Betroffen-seins hat sich die Bezeichnung "Diabetes Typ F" etabliert – in Anlehnung an die Einteilung verschiedener Diabetes-Arten in unterschiedliche Typen (Typ 1, Typ 2 und Typ 3). Das "F" steht dabei ursprünglich für “Familie”, kürzt aber auch “Freunde und Freundinnen” passend ab. Ein Mensch mit Diabetes Typ F ist also jemand aus dem Familien- oder Freundeskreis einer Person mit Diabetes – egal, ob es sich um Typ 1, Typ 2 oder eine Sonderform handelt.
Dieser Beitrag richtet sich gezielt an Angehörige sowie Freunde und Freundinnen von Diabetes-Betroffenen. Wir gehen ausführlich darauf ein, wie du als Mensch mit Diabetes Typ F wirklich eine Hilfe sein kannst. Darüber hinaus geben wir dir Tipps, wie du es schaffst, mögliche eigene Herausforderungen und Belastungen, die durch die Diabetes-Erkrankung des geliebten Menschen entstehen, gut zu meistern.
Wenn wir unspezifisch von “Diabetes”, “Menschen mit Diabetes” oder “Diabetes-Betroffenen” sprechen, beziehen wir uns stets auf alle möglichen Formen der Stoffwechselerkrankung.
Warum soziale Unterstützung für Menschen mit Diabetes so wichtig ist
Die Diabetes-Diagnose verändert das Leben der Betroffenen auf mehreren Ebenen: körperlich, emotional und auch praktisch hinsichtlich der Alltagsgestaltung. Während du als Familienmitglied, PartnerIn oder FreundIn die körperliche Verfassung des geliebten Menschen maximal indirekt beeinflussen kannst, gibt es in Bezug auf das Emotionale und Praktische viele Möglichkeiten für dich, Positives zu bewirken. Welche das konkret sind, darauf gehen wir im Verlauf dieses Ratgebers noch detailliert ein.
In jedem Fall ist die Unterstützung von Familienangehörigen und FreundInnen enorm wichtig, damit sich die Person mit Diabetes verstanden, gewissermaßen geborgen und geschützt und vor allem nicht ausgegrenzt fühlt. Gerade zu Beginn erleben viele frisch Diagnostizierte schwierige Phasen, die sie gemeinhin besser durchstehen, wenn sie ihre Lieben an ihrer Seite wissen und spüren. Später kann es ebenso immer wieder Situationen geben, in denen die Belastung durch den Diabetes besonders intensiv ist und die direkt betroffene Person den Rückhalt der Menschen aus ihrem Umfeld braucht.
Doch auch im ganz normalen Alltag mit Diabetes hat das Soziale einen sehr hohen Stellenwert. Je mehr (erwünschte!) Unterstützung Betroffene von ihren Lieben erhalten, desto besser können sie ihren Diabetes managen und desto höher ist ihre Lebensqualität.
Nicht zu unterschätzen: Familienmitglieder sowie Freunde und Freundinnen, die den geliebten Menschen mit Diabetes emotional und praktisch begleiten, sind ein guter “Ausgleich” zum medizinischen Diabetes-Team: Der Arzt oder die Ärztin sieht bei Blutzuckerwerten häufig vorrangig die reinen Zahlen, während Leute aus dem Familien- und Freundeskreis oft die Geschichte dahinter kennen, also beispielsweise wissen, ob man gerade etwas verarbeiten muss oder in letzter Zeit extrem gestresst ist.
DAWN2-Studie
In der 2012 durchgeführten internationalen DAWN2-Studie zu psychosozialen Belastungen im Zusammenhang mit Diabetes wurden neben den Auswirkungen, die diese Stoffwechselerkrankung auf die direkt Betroffenen hat, auch die Einflüsse des Diabetes-Alltags auf das familiäre Umfeld systematisch untersucht. Insgesamt nahmen 8596 Menschen mit Diabetes sowie 2057 Angehörige von Betroffenen an der Untersuchung teil, darunter einige Deutsche.
Anmerkung: Die Abkürzung DAWN steht für ‘Diabetes Attitudes Wishes and Needs’. Bereits 2001 führte die Firma Novo Nordisk in Zusammenarbeit mit der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) die erste DAWN-Studie durch. Damals wurden allerdings lediglich Betroffene sowie behandelnde MedizinerInnen, KrankenpflegerInnen und DiabetologInnen befragt; bei DAWN2 sollte das Hinzuziehen von Diabetes-Organisationen, Diabetes-ExpertInnen und insbesondere von Angehörigen, PartnerInnen sowie FreundInnen von Menschen mit Diabetes den Blickwinkel erweitern, um einen ganzheitlichen Überblick über die Situation von Menschen mit Diabetes zu gewinnen.
Die Kernergebnisse bezüglich der Menschen im Umfeld von Personen mit Diabetes im Überblick:
Im Durchschnitt ist das psychische Wohlbefinden der Angehörigen mittelmäßig, teilweise besteht sogar der Verdacht auf eine Depression.
Viele empfinden es als stark belastend, die Person, mit der sie zusammenleben, beim Diabetes-Management zu unterstützen.
Einige sorgen sich in erster Linie hinsichtlich potenzieller Folgen des Diabetes, sprich Folgeerkrankungen und akuter Komplikationen, vor allem Unterzuckerungen.
Eigene Beeinträchtigungen betreffen vorrangig das emotionale Wohlbefinden, Freizeitaktivitäten, die finanzielle Situation und die körperliche Gesundheit.
Interessant in Bezug auf die Unterstützung: Teilweise unterscheiden sich die Wahrnehmungen (oder doch nur die Angaben?) zwischen Diabetes-Betroffenen und Angehörigen deutlich. Beispiel: Während sich jeder dritte Mensch mit Diabetes Typ F wünscht, zukünftig mehr in das Diabetes-Management eingebunden zu werden, erhofft sich dies nur ein geringer Teil der Diabetes-Betroffenen.
Hier kannst du alles Wesentliche rund um die Studie sowie die Ergebnisse der deutschen Stichprobe – auch im Vergleich zur globalen Stichprobe – nachlesen.
Soziale Unterstützung bei Diabetes – Unterschiede je nach Beziehung
Die richtige Art und der angemessene Umfang der zwischenmenschlichen Unterstützung bei Diabetes sind grundsätzlich individuell. Dennoch gibt es schon je nach Beziehung zu dem oder der Diabetes-Betroffenen einige grundlegende Unterschiede, die wir an dieser Stelle kurz umreißen wollen. Dabei differenzieren wir:
Eltern von Kindern mit Diabetes
Geschwister
PartnerIn
FreundIn
Kinder von Eltern mit Diabetes
Eltern von Kindern mit Diabetes
Wird bei einem Kind Diabetes diagnostiziert, handelt es sich meist um den autoimmunen Diabetes Typ 1. Die Diagnose stellt den gesamten familiären Alltag auf den Kopf und kann umfassende Veränderungen erforderlich machen – in Bezug auf die Behandlung und Ernährung, aber eventuell auch hinsichtlich des familiären und beruflichen Alltags. So sind finanzielle Einbußen denkbar, wenn ein Elternteil kürzer treten muss, um sich vermehrt um das betroffene Kind zu kümmern. Oft ist es wichtig, andere Familienmitglieder stärker einzubinden, beispielsweise die Großeltern des erkrankten Kindes, sofern man eine gute Beziehung zu ihnen hat und sie in der Nähe wohnen.
Ein mögliches Problem sei hervorgehoben: Zwischen Elternteilen kann es zu Spannungen und Meinungsverschiedenheiten kommen, was den angemessenen, förderlichen Umgang mit dem Kind betrifft – in Hinblick auf die Therapie, aber auch auf den Grad der Fürsorge. Eltern sollten versuchen, gleichberechtigt zu agieren, und sich die Verantwortung für den Diabetes des Kindes teilen, vor allem aber viel kommunizieren und sich um Einigkeit bemühen, um das Kind nicht zu verwirren, sondern ihm Sicherheit zu vermitteln.
Je nach Alter ist auch die Beziehung zum Kind stark beeinflusst, besonders in der Pubertät, wenn sich die Jugendlichen eigentlich von den Eltern lösen und selbstständig werden wollen und es sowohl Eltern als auch Kindern schwer fällt, diesen Prozess im Einklang zu gestalten.
Auch außerhalb des familiären Lebens kann es zu Spannungen im Umfeld mit Mitarbeitenden von Kita, Schule oder Sportvereinen kommen. Hier zeigt sich eine offene, verständnisvolle und begrenzt fordernde Haltung als besonders hilfreich, um Betreuerinnen und Lehrkräfte nicht zu überfordern. Doch genau das fällt vielen Eltern besonders schwer. Meist hilft es, die wichtigsten Situationen – wie Unterzuckerungen und schwere Überzuckerungen – zu definieren, in denen die Betreuer eingreifen sollen.
Sollte bei einem Kind ein Typ 2 Diabetes diagnostiziert werden, gilt es gemeinsam herauszufinden, wo und wie die Familie ihre Gewohnheiten am besten anpassen kann. Besonders sind hier die Eltern gefragt, die ihrer Vorbildfunktion gerecht werden müssen. Sie können mit gutem Beispiel vorangehen und das Kind damit bei der Anpassung der Lebensgewohnheiten unterstützen. So hat nicht nur das betroffene Kind, sondern die ganze Familie etwas davon.
Geschwister
Geschwister müssen lernen, teilweise anders mit dem oder der Betroffenen umzugehen, und den veränderten Alltag sozusagen mittragen. Das kann vor allem für junge Kinder extrem herausfordernd sein – auch weil es ganz natürlich ist, dass sich insbesondere in der ersten Zeit nach der Diagnose mehr oder weniger alles um den betroffenen Bruder oder die betroffene Schwester dreht. Geschwister haben oft Schwierigkeiten, das zu verstehen und zu akzeptieren. Sie fühlen sich schnell vernachlässigt.
Umgekehrt kann die Diabetes-Diagnose beim Brüderchen oder Schwesterchen aber auch eine Chance sein, hinsichtlich sozialer Kompetenzen früh zu reifen. Um diesen Aspekt zu fördern, sind die Eltern oder andere Erziehungsberechtigte gefragt: Sie sollten die Geschwister des oder der Betroffenen altersgerecht (!) aktiv in den Umgang mit dem Diabetes einbeziehen, um einerseits Unsicherheit und Neid zu vermeiden und andererseits praktisch zu lehren, was im Umgang mit Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind, bedeutsam und richtig ist.
Besonders mit Geschwistern von Betroffenen ist es ratsam, auch den Austausch zu Gefühlen und Emotionen nicht zu vernachlässigen. Auch für die Geschwister kann die Diagnose mit Ängsten um den Bruder oder die Schwester einhergehen. Diese sollten frühzeitig offen angesprochen werden.
Partner und Partnerinnen
Als Lebensgefährte oder Lebensgefährtin steht im Vordergrund, den Liebsten oder die Liebste emotional zu unterstützen, soweit dies gewünscht ist. Aber auch in praktischen Aspekten sollten sich PartnerInnen ein Stück weit flexibel zeigen – beispielsweise bei der Wahl der Nahrungsmittel, der Zubereitung von Speisen und auch besonderen Rhythmen oder Uhrzeiten für das gemeinsame Essen – beziehungsweise dem geliebten Menschen das Gefühl geben, dass er nicht alles allein schaffen muss. Was das konkret bedeutet, darauf gehen wir später noch genauer ein.
Die praktische Unterstützung, die wir ebenfalls weiter unten detailliert erläutern, ist vor allem dann relevant, wenn man zusammenwohnt. Diese beginnt vllt mit einer freundlichen Erinnerung und kann bis zur Pflege der Partnerin oder des Partners gehen, wenn schwere Folgeerkrankungen vorliegen. Der finanzielle Aspekt spielt mitunter auch hier eine Rolle, wenn der Mensch mit Diabetes durch Folgeerkrankungen nicht mehr im bisherigen Beruf bleiben oder generell nicht mehr Vollzeit arbeiten kann.
Freunde und Freundinnen
In dieser Konstellation hast du normalerweise keinen umfassenden gemeinsamen Alltag mit dem oder der Betroffenen, selbst wenn ihr eng befreundet seid und regelmäßig Zeit miteinander verbringt. Somit bezieht sich die Unterstützung hier hauptsächlich auf das Emotionale, also darauf, Verständnis zu zeigen und den Freund oder die Freundin mit Diabetes aufzumuntern, wenn er oder sie sich schlecht fühlt. In Absprache mit der betroffenen Person kann man sie unterstützen, bspw. indem man Traubenzucker gegen eine Unterzuckerung (Typ 1) dabei hat, oder die Person dazu anregt, gemeinsam Sport zu machen oder gemeinsam etwas leckeres zu kochen (unabhängig von Diabetes immer sinnvoll). Es gibt unzählige Möglichkeiten, hier unterstützend tätig zu werden, natürlich immer in Abstimmung mit der betroffenen Person.
Aber: Um bestimmte Situationen besser einschätzen und unterstützend handeln zu können, sollten sich auch Freunde und Freundinnen von Menschen mit Diabetes Grundkenntnisse über den jeweiligen Diabetes-Typ aneignen. Zu diesen Situationen zählen nicht nur Notfälle wie eine Unter- oder Überzuckerung, sondern auch vermeintliche Kleinigkeiten. Beispiel: Menschen mit Diabetes hilft es, besonders auf ihre Ernährung zu achten. Wenn du die betroffene Person zum Essen einlädst, könntest du sie fragen, welche Lebensmittel sie gerne isst, und welche sie lieber meidet. Es hilft außerdem Bescheid zu wissen, welche Lebensmittel wie auf den Blutzucker wirken, um etwas kochen (oder bestellen) zu können, das sich möglichst positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt.
Kinder älterer Betroffener
Wird im späteren Erwachsenenalter Diabetes diagnostiziert, ist es in der Regel ein Typ 2 Diabetes. Etwaige Kinder der Betroffenen sind dann oft selbst schon erwachsen. Für diese Gruppe von Menschen mit Diabetes Typ F gilt weitgehend das Gleiche wie für Freunde und Freundinnen – es sei denn, man wohnt noch mit dem oder der Betroffenen zusammen. In diesem Fall solltest du dich mehr an dem orientieren, was wir in Bezug auf PartnerInnen sagten. Wichtig hervorzuheben ist hier ganz besonders, dass keinem in der Familie geholfen ist, wenn man dem betroffenen Elternteil mit wohlgemeinten, aber trotzdem ungefragten Hilfen, Tipps und Ratschlägen oder sogar Vorschriften begegnet. Jede Form der Anpassung des Lebensstils muss von innen heraus erfolgen, um nachhaltig zu sein. Hier kann man als Kind eines oder einer Betroffenen Hilfe anbieten, um in der Komplexität der Diagnose etwas Orientierung und Halt zu finden. Auch bei der Anpassung von Gewohnheiten kann die Unterstützung der Kinder oder Familie und Freunde eine große Hilfe sein, besonders wenn sich die betroffene Person bereits über viele Jahre oder gar Jahrzehnte ein bestimmtes Verhalten angewöhnt hat, das es jetzt zu ändern gilt.
Denkbar ist natürlich auch, dass ein Erwachsener mit jüngeren Kindern eine Diabetes-Diagnose erhält – ob Typ 1, Typ 2 oder eine Sonderform. Dann hängt vieles davon ab, wie gut das betroffene Elternteil den Nachwuchs aufklärt und diesen in das Diabetes-Management involviert. Die altersgerechte Aufklärung des Nachwuchses ist jedoch ein ganz eigenes – etwas komplexeres – Thema.
Emotionale Unterstützung
Das Wichtigste zuerst: Biete dem oder der Betroffenen an, jederzeit über den Diabetes und die damit verbundenen Sorgen und Ängste zu sprechen. Gehe dabei auf die individuelle Persönlichkeit ein: Neigt die Person dazu, lieber alles mit sich allein auszumachen, weil sie eher introvertiert ist oder das Umfeld nicht belasten möchte? Dann ermuntere sie eventuell dazu, manches zu äußern, um es gemeinsam zu bewältigen. Erkläre, dass sich das im Endeffekt für euch beide besser anfühlt, etwa so: “Ich könnte mir vorstellen, dass es dir gut tut, dir ab und zu den Kummer von der Seele zu reden; und mir hilft es, dich besser zu verstehen und richtig zu unterstützen und mehr auf deine Bedürfnisse eingehen zu können.” Forciere einen offenen Umgang und motiviere den geliebten Menschen mit Diabetes zu intensiver Kommunikation, aber dränge ihn niemals zu irgendwas! Trete der Person mit dem Bewusstsein gegenüber, dass die Gesundheit ihre eigene Verantwortung ist und sich die Person selbst am besten kennt. Der Stoffwechsel einer jeden Person ist unterschiedlich. Zuerst gilt es herauszufinden, was für die jeweilige Person am besten passt. Du solltest also vor allem ein guter Zuhörer oder eine gute Zuhörerin sein und die richtigen Fragen stellen. Damit unterstützt du die betroffene Person am besten.
Was sagen, was lieber nicht?
Blutzuckerwerte ausspähen und bei einem mäßigen bis schlechten Ergebnis schlau verkünden: “Siehst du, das kommt von…” – das ist keine gute Idee. Gleiches gilt für typische Aussagen wie “Das enthält Zucker, das darfst du doch gar nicht essen als DiabetikerIn.” oder in Frageform: “Darfst du das denn überhaupt essen als DiabetikerIn?” Kaum etwas verärgert, frustriert und deprimiert Menschen mit Diabetes mehr als belehrende Worte oder – wir müssen es so sagen – dumme Standardphrasen, die von Unwissenheit zeugen.
Demgegenüber triffst du mit Mut machenden Äußerungen eigentlich immer ins Schwarze – vorausgesetzt, das Gesagte entspricht der Wahrheit, ist also realistisch und/oder ehrlich gemeint. Beispiel: “Ich finde es toll und beeindruckend, wie gut du auf deine Werte achtest/wie diszipliniert du mit deiner Therapie bist.” et cetera. Versuche hier auch eher in Ich-Botschaften zu kommunizieren.
Grundsätzlich kannst du schon viel damit ausrichten, wie du Dinge ansprichst. Formuliere in der Regel lieber Fragen, auch bei Anregungen. Beispiel: “Meinst du, du bist vielleicht unterzuckert?” statt “Wahrscheinlich bist du unterzuckert!”. Auf die betroffene Person wirkt beides häufig einfach komplett unterschiedlich: die Frage besorgt, die Aussage hingegen nur besserwisserisch.
Sei generell behutsam mit dem, was und wie du etwas sagst. Auf irgendwelche Schuldzuweisungen in Bezug auf den Diabetes und die Verfassung der betroffenen Person solltest du komplett verzichten. Manchmal sind Blutzuckerschwankungen beziehungsweise zu hohe oder zu niedrige Blutzuckerwerte nicht erklärbar. Das gehört zur Stoffwechselerkrankung dazu. Zeige Verständnis dafür. Und überhaupt kann es Betroffenen auch mal schlecht gehen, ohne dass der Diabetes etwas damit zu tun hat. Versuche dem Diabetes so wenig Aufmerksamkeit zu widmen wie möglich und so viel wie nötig.
Des Weiteren unterlässt du ungebetene Ratschläge lieber. Das bedeutet aber nicht, dass du es nicht äußern darfst oder sogar solltest, wenn du gut informiert bist und den Eindruck hast, dass sich die Person bei irgendeiner Sache den Diabetes betreffend in eine ungute Richtung bewegt: beispielsweise bei einem insulinpflichtigen Diabetes wiederholt vergisst, sich Insulin zu spritzen, oder die Therapie nicht ernst genug nimmt, oder zu wenig Bewegung / Sport in den Alltag integriert oder auch viel zu viel Ungesundes isst. Du merkst, wie differenzieren hier nicht zwischen Typ 1 und Typ 2 Diabetes, denn allen Diabetesformen, wie auch Menschen ohne Diabetes, tut eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung gut. Wahre dennoch immer einen ruhigen Ton, auch wenn dich bestimmte Verhaltensweisen innerlich aufregen. Hinterfrage auch, ob du an dieser Stelle einfach ein anderes Bedürfnis hast, oder einer Sache einen anderen Stellenwert beimisst, wie die betroffene Person. Allgemein gilt: “Klugscheißen” ist niemals angebracht, das führt nur zu Streit und macht die Dinge meist eher schlimmer als besser.
Finde die richtige Balance: Sei für die betroffene Person da, aber nicht überfürsorglich. Vermeide es, den Menschen mit Diabetes zu “bemuttern” oder gar zu bevormunden, vor allem, wenn er erwachsen ist. Gib ihm Freiraum. Das impliziert beispielsweise auch, dass du nicht dauernd nach den Blutzuckerwerten fragen solltest. Viele Betroffene empfinden das als anstrengend, um nicht zu sagen erdrückend – weil sie auch so schon 365 Tage im Jahr mit ihrem Diabetes konfrontiert sind… Mitunter wirkt das ständige Nachfragen auch verletzend – weil es den Eindruck erwecken kann, du würdest der Person nicht zutrauen, ihren Diabetes gut zu managen. Aber: Gar nicht nachzufragen, ist genauso falsch – weil es Desinteresse vermittelt.
Unsere Überzeugung ist: Wer sich bemüht, findet den richtigen Mittelweg – vielleicht nicht in jeder einzelnen Situation, aber doch in der Regel.
Halte dir stets vor Augen: Menschen mit Diabetes möchten ein weitgehend “normales” Leben führen und auch “normal” behandelt werden. Versuche also immer, den Menschen zu sehen, nicht den Patienten oder die Betroffene.
Die “Basisregeln” der emotionalen Unterstützung noch einmal kompakt:
zuhören, zuhören und nochmals zuhören
zuerst fragen, dann vorschlagen
Ich-Botschaften senden
nur helfen, wem geholfen werden will
offen über Bedürfnisse und Erwartungen sprechen
Verständnis zeigen statt Vorwürfe machen
Unterstützung geben statt bevormunden
gemeinsam nachdenken statt Besserwissen
“Praktische” Unterstützung
Die praktische Alltagshilfe kann unterschiedlich aussehen beziehungsweise verschiedene Aspekte betreffen. Beim Medikamentenmanagement solltest du den Menschen mit Diabetes nur dann unterstützen, wenn er das möchte, also zum Beispiel Injektionen oder Tabletten vorbereiten, Blutzuckerverläufe zusammen auswerten und so weiter. Dafür brauchst du aber natürlich auch das nötige Know-how.
Know-how ist ein gutes Stichwort. Wissen über die Stoffwechselerkrankung gibt Sicherheit – dir als Familienmitglied, Partner oder Freundin und in der Folge auch der betroffenen Person. Deshalb raten wir dir, erst einmal viel Fachliches über den jeweiligen Diabetes-Typ zu lesen. Das kannst du ganz einfach online tun. Achte nur auf gute, vertrauenswürdige Quellen.
Auf unserem Wissensportal sind zahlreiche informative Beiträge rund um das Leben mit Diabetes Typ 1 verfügbar. Weitere verlässliche Quellen bieten DiabInfo oder DiabetesDE.
Stehst du dem Menschen mit Diabetes sehr nahe und bist stark in seinen Alltag involviert? Dann empfehlen wir dir, an einer Schulung für Angehörige, Freunde und Freundinnen von Betroffenen teilzunehmen. Solche Kurse sind oft praktisch orientiert, sodass du einen guten Eindruck davon bekommst, wie das Zusammenleben und praktische Unterstützen eines Menschen mit Diabetes aussehen kann und sollte. Informiere dich über Angebote wie Mentorings für Menschen mit Diabetes und deren Angehörige, sowie bei Diabetes-Schwerpunktpraxen oder örtlichen Selbsthilfegruppen.
Mit reichlich Wissen über den jeweiligen Diabetes-Typ fällt dir der Umgang mit der betroffenen Person um einiges leichter – im Großen wie im Kleinen. Viel Know-how ist die Grundvoraussetzung dafür, den Menschen mit Diabetes besser zu verstehen und, soweit gewünscht, sinnvoll beraten zu können, was das Diabetes-Management angeht. Außerdem kannst du potenziell kritische Situationen schneller und besser einschätzen sowie bei Bedarf die richtige Hilfe leisten.
Durch das Wissen hast du auch keine Probleme damit, beispielsweise ein geeignetes Restaurant auszuwählen, wenn du die betroffene Person zum Essen einladen willst, oder das gemeinsame Training im Fitnessstudio adäquat zu planen – lauter vermeintliche Kleinigkeiten, bei denen Menschen mit Diabetes meist froh sind, wenn sie nicht selber alles lang und breit erklären müssen, sondern die Personen aus dem Umfeld manches einfach verstehen.
Sich so intensiv mit der speziellen Lebenssituation des oder der Betroffenen auseinanderzusetzen zeigt, dass man wirklich an dem Menschen interessiert ist. Das unterscheidet die tiefgründigen Beziehungen und Freundschaften von den oberflächlichen.
Worüber du als nahestehendes Familienmitglied oder als enger Freund oder enge Freundin in jedem Fall Bescheid wissen solltest, sind typische Komplikationen bei Diabetes: also Unterzuckerung, Überzuckerung und Ketoazidose. Wichtig ist, dass du Symptome erkennen und korrekt zuordnen kannst und weißt, was in welchem Fall zu tun ist. In Kurzform:
Bei einer Unterzuckerung benötigt der Mensch mit Diabetes schnell wirksame Kohlenhydrate. Tipp: Packe bei gemeinsamen Ausflügen selbst entsprechende Snacks ein, damit du sie der betroffenen Person bei Bedarf geben kannst. Geeignet sind beispielsweise Traubenzuckerplättchen, Zucker-Gels oder Fruchtsaft und zuckerhaltige Softgetränke. Auf diese Weise sendest du dem geliebten Menschen das Signal, dass du aktiv mitdenkst – abgesehen davon, dass du so die Möglichkeit hast, im Ernstfall Hilfe zu leisten, vor allem, wenn der Mensch mit Diabetes aus irgendeinem Grund mal vergisst, seine Notfallration einzupacken. Bei einer starken Unterzuckerung mit Ohnmacht ist eventuell die Gabe von Glukagon erforderlich; im Idealfall bist du geübt darin, die Spritze oder das Nasenspray anzuwenden; unabhängig davon solltest du in einer solchen Situation sofort den Notruf wählen.
Bei einer leichten Überzuckerung kann die betroffene Person normalerweise selbst mit schnell wirksamem Insulin gegensteuern. Kommt es zu einer starken Überzuckerung oder Ketoazidose, solltest du wiederum umgehend den Notruf wählen.
Grundlegender Tipp: Lade dir online Erste-Hilfe-Schemata für Diabetes-Komplikationen herunter (Unterzuckerung und Überzuckerung/Ketoazidose), drucke sie im Kleinformat aus und stecke sie dir in die Geldbörse – als zusätzliche Sicherheit unterwegs, insbesondere in der Anfangszeit.
Beim Feiern oder auf Reisen ist das Risiko erhöht, dass es zu Blutzuckerschwankungen, Unterzuckerungen oder Überzuckerungen kommt. Um optimal vorbereitet zu sein, besprich dich mit der betroffenen Person offen über Bedürfnisse und Erwartungen, sowie was in welchem Fall für wen zu tun ist. Bei akuten Komplikationen solltest du immer sofort handeln.
Eine weitere Möglichkeit, den Menschen mit Diabetes im Alltag praktisch zu unterstützen, besteht darin, gemeinsame Routinen zu entwickeln, insbesondere bei der Ernährung und beim Sport. Passt beispielsweise euren Speiseplan gemeinschaftlich an, gerade wenn ihr zusammenwohnt. Überlegt euch, was ihr verändern könnt, um “blutzuckerfreundlicher” zu essen. Letztlich profitiert ihr beide davon, euch in Zukunft gesünder zu ernähren.
Zudem kann es motivierend und hilfreich für den Menschen mit Diabetes sein, wenn ihr Sport und Bewegung als gemeinsame Erlebnisse gestaltet, also beispielsweise regelmäßig zusammen joggen, schwimmen oder ins Fitnessstudio geht, auf öffentlichen Plätzen Fußball, Basketball oder Tischtennis spielt oder einfach mehrmals pro Woche durch einen Park oder Wald spaziert oder euch im Garten austobt – denn ja, auch Spazieren und Gartenarbeit bringen euch in Bewegung.
Was wir dir hinsichtlich der praktischen Unterstützung prinzipiell raten: Zeig ruhig immer wieder Eigeninitiative, aber hüte dich davor, irgendetwas für die betroffene Person zu entscheiden. Denn der Mensch mit Diabetes kennt seinen Körper am besten und trägt letztlich auch die Verantwortung dafür. Konzentriere dich also darauf, vorsichtig zu beraten und anzuregen, und verzichte darauf, die Person zu etwas zu drängen. Ausnahme: In Notfallsituationen kann es erforderlich sein, dass du für den geliebten Menschen mit Diabetes entscheiden und handeln musst.
Der Weg zur optimale Unterstützung
Kein Mensch mit Diabetes Typ F wird von heute auf morgen zum perfekten Unterstützer, weder in Bezug auf das Emotionale noch hinsichtlich des Praktischen. Das braucht Zeit und vor allem gegenseitiges Verständnis. Für alle Beteiligten ist die Situation nach der Diagnose oder nach dem erstmaligen Ansprechen der vorhandenen Erkrankung neu und kann die zwischenmenschliche Beziehung belasten. Jeder Mensch muss auf seine Weise hineinwachsen.
Wie schon mehrfach angesprochen, kommt es auch hier in erster Linie auf eine offene Kommunikation an. Viel miteinander zu reden – über die Erfordernisse der Diabetes-Therapie, aber auch über Unsicherheiten, Sorgen und Ängste – und kompromissbereit zu sein, sind die wichtigsten Voraussetzungen, um ein harmonisches Zusammenleben zu erreichen, in dem sich sowohl der Mensch mit Diabetes als auch seine Angehörigen, Freunde und Freundinnen wohlfühlen. Das gilt besonders, wenn man im selben Haushalt wohnt und einen großen Teil des Alltags miteinander teilt.
Herausforderungen für Menschen mit Diabetes Typ F
Bislang sind wir hauptsächlich darauf eingegangen, wie Familienmitglieder sowie Freunde und Freundinnen von Menschen mit Diabetes unterstützend handeln können. Doch das Leben mit Betroffenen kann herausfordernd sein und auch die eigene Psychophysis stark belasten. Viele Menschen mit Diabetes Typ F haben gerade anfangs mit Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen. Ganz typisch ist das Gefühl der Überforderung – man will helfen, weiß aber nicht so recht, wie das am besten gelingt. Wichtig ist hier, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht runterschluckt, sondern genauso offen über Bedürfnisse und Wünsche spricht, wie über die der Person mit Diabetes.
Fatal sind Fehlinformationen und Vorurteile über Menschen mit Diabetes, die man irgendwann einmal aufgeschnappt hat, beispielsweise die Annahme, alle Betroffenen wären selber Schuld an ihrem Diabetes. Solche Klischees beeinflussen, wie man den Menschen mit Diabetes wahrnimmt und behandelt. Das kann ungemein verletzend und zerstörerisch sein – in Bezug auf die zwischenmenschliche Beziehung, aber auch hinsichtlich des Selbstbildes und Selbstvertrauens der betroffenen Person. Stigmatisierungen sind tabu – laut geäußert sowieso, aber sie sollten sich gar nicht erst als Bilder im Kopf festsetzen. Deshalb ist es für Angehörige sowie Freunde und Freundinnen so wichtig, sich umfassend zu informieren. Grundlegend empfehlen wir hier, grundlegend mit einer fragenden Haltung an die Menschen heranzutreten. Das zeigt Interesse und gibt den Menschen mit Diabetes die Gelegenheit, das mitzuteilen, womit sie sich wohl fühlen.
An dieser Stelle nur in Kurzform: Typ 1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung mit eingeschränkt genetischer Prädisposition. Bei dem vordergründig lebensstilbedingten Typ 2 Diabetes kommen grundlegend genetische Faktoren zum Tragen. Mehr über die beiden wichtigsten Diabetes-Formen erfährst du in unserem Beitrag über die Unterschiede zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2.
Zu den größten Herausforderungen für Menschen mit Diabetes Typ F gehören emotionale Ausbrüche von Betroffenen und der richtige Umgang damit. Diesbezüglich sind in erster Linie die sogenannten “Hypolaunen” zu erwähnen: Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie, abgekürzt Hypo) können sich Menschen mit Diabetes oftmals gereizt bis aggressiv verhalten. In einer solchen Situation ist es wichtig zu verstehen, dass dies Folgen der akuten Hypo sind. Deshalb solltest du Äußerungen in dem Zustand richtig interpretieren beziehungsweise nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Weise die betroffene Person eventuell darauf hin, dass du den Eindruck hast, es könnte eine Unterzuckerung vorliegen. Aber auch hier gilt wieder: Sag das nicht klugscheißerisch, sondern sprich es behutsam als Möglichkeit an und betone, dass du dir Sorgen machst. Wahre aber auch dabei einen ruhigen Ton und lass nicht deine eigene Emotion – ob Traurigkeit oder Ärger – überhandnehmen. Ich-Botschaften, wie “Ich habe den Eindruck, dass dein Blutzucker etwas tief ist – kann das sein?”, können es leichter für die Betroffenen machen, deinen Hinweis anzunehmen.
Des Weiteren kann es immer wieder herausfordernd sein, kritische Situationen richtig einzuschätzen. Manche Symptome treten sowohl bei einer Unterzuckerung als auch bei einer Überzuckerung auf. Deshalb ist es mitunter schwierig, genau zu erkennen, was wirklich hinter der schlechten Verfassung der betroffenen Person steckt. Doch umfassend informiert zu sein und viel mit der Person zu kommunizieren, hilft gemeinhin, diesbezügliche Unsicherheiten deutlich zu verringern.
Für die meisten Menschen mit Diabetes Typ F ist auch die Anpassung an die erforderlichen Alltagsveränderungen eine Herausforderung, zumindest zu Beginn, manchmal auch noch nach der ersten Umstellung und Umgewöhnung. Aber: Die notwendigen Änderungen können genauso eine Chance sein – in vielerlei Hinsicht…
Chancen für Angehörige, Freunde und Freundinnen von Diabetes-Betroffenen
Als Familienmitglied, Partnerin oder Freund eines Menschen mit Diabetes lernst du selbst viel über den menschlichen Stoffwechsel, insbesondere über die Auswirkungen von Ernährung und Bewegung auf den Blutzucker – vorausgesetzt, du nimmst die Stoffwechselerkrankung des geliebten Menschen zum Anlass, dich näher damit zu befassen.
Wenn du zusammen mit der betroffenen Person den Lebensstil veränderst, förderst du möglicherweise auch deine eigene Gesundheit und findest vielleicht sogar neue Hobbies, beispielsweise eine gemeinsame Sportart oder Kochen.
Und was besonders schön ist: Indem ihr die Tiefen des Lebens mit Diabetes gemeinsam durchsteht, wachst ihr zusammen und stärkt und vertieft eure zwischenmenschliche Beziehung.
Wie sich Menschen mit Diabetes Typ F selbst helfen können
Bei aller Liebe und Fürsorge für die betroffene Person ist es dennoch ungemein wichtig, dass du dein eigenes Leben so weit wie möglich aufrechterhältst. Ja, du kannst und sollst dich zum Teil anpassen, aber keinesfalls dein eigenes Sein und Wollen komplett unterordnen. Das führt sonst nur dazu, dass du unglücklich wirst und schlimmstenfalls dem Menschen mit Diabetes die Schuld daran gibst. Unterschätze nicht das erhebliche Konfliktpotenzial einer solchen Entwicklung. Und denk vor allem daran: Die Person mit Diabetes möchte üblicherweise gar nicht, dass sich ihre Mitmenschen ganz und gar nach ihr richten. So, wie sie selbst eine gewisse Freiheit behalten will, wünscht sie sich das auch für ihre Lieben.
Nimm dir immer wieder “Auszeiten” beziehungsweise schaffe einen Ausgleich, wie es so schön heißt. Es ist elementar, dass du “Solo”-Aktivitäten findest, bei denen du “abschalten” und die erlebte Belastung auch mal wegschieben kannst – auch und vllt besonders als Elternteil eines Kindes mit Diabetes. Vielleicht bewirkt das bei dir eine bestimmte Sportart, Lesen, das Lösen von Sudokus oder etwas ganz anderes. Egal, was dich entspannt: Tue es regelmäßig und genussvoll, ohne schlechtes Gewissen!
Eventuell hilft es dir auch, wenn du dich ab und zu mit anderen Menschen des Typs F austauschst. Das können beispielsweise weitere involvierte Familienmitglieder sein oder Bekannte aus Online-Foren. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe bietet Menschen mit Diabetes Typ F die Gelegenheit, mal “Dampf abzulassen” und Unterstützung bei der Bewältigung der eigenen Belastungen zu erhalten. In unserem Beitrag über Selbsthilfegruppen erfährst du Grundlegendes zu dem Thema. Zwar richtet er sich vorrangig an direkt Betroffene, doch auch Familienmitglieder sowie Freunde und Freundinnen können einige Tipps mitnehmen. Wenn du Unterstützung bei der Bewältigung des Lebens mit Diabetes deines Kindes oder Partners suchst, kann auch ein Mentoring für Menschen mit Diabetes oder deren Angehörige sehr hilfreich sein.
Erkenne, dass du nicht verantwortlich bist für das Handeln anderer Menschen. Wenn die Person ihre Therapie nicht ernst genug nimmt und sich dadurch schlechter fühlt, ist das niemals deine Schuld. Natürlich kannst und solltest du versuchen, den geliebten Menschen zu motivieren, sich mehr um seine Gesundheit zu kümmern. Doch wie die Person im Endeffekt handelt, liegt nicht in deinem Verantwortungsbereich. Wir beziehen uns dabei auf einen erwachsenen Menschen. Wenn es sich um ein Kind handelt, ist das klarerweise etwas anderes, wenngleich es auch dann wichtig ist, die Verantwortung je nach Alter immer weiter an das Kind abzugeben, denn nur so kann es die erforderliche Selbständigkeit für die Zukunft entwickeln. Halte dir dabei immer wieder vor Augen, dass man am besten aus Fehlern lernt. Ermögliche deinem Kind also, Fehler zu machen, hilf ihm dabei, daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Ermutige es, sich nicht entmutigen zu lassen und lobe es, wenn es etwas versucht hat, unabhängig davon, ob es (direkt beim ersten Mal) geklappt hat.
Zusammenfassung: Fünf Tipps für Menschen mit Diabetes Typ F
Das waren nun sehr viele Informationen auf einmal. Um das Ganze zusammenzufassen, geben wir dir zum Abschluss dieses Beitrages fünf Tipps, wie du als Mensch mit Diabetes Typ F der von der Stoffwechselerkrankung betroffenen Person und auch dir selbst am besten helfen kannst.
1. Informiere dich über den Diabetes-Typ
Der erste Schritt sollte immer sein, dass du dich ausführlich über den Diabetes-Typ informierst, von dem die Person aus deiner Familie oder deinem Freundeskreis betroffen ist. Du musst nicht gleich zu allem detailliert forschen; konzentriere dich zunächst darauf,
das Krankheitsbild mit den Ursachen, der Therapie und den möglichen Komplikationen kennenzulernen,
den Stellenwert von Ernährung und Bewegung für das Blutzuckermanagement zu verstehen und
dir einzuprägen, wie du dich in Notsituationen (Unterzuckerung, Überzuckerung, Ketoazidose) richtig verhältst.
Im Laufe der Zeit kannst du dich dann in Spezifisches vertiefen, beispielsweise Sport treiben und Reisen mit Diabetes Typ 1. Zu beiden Themen findest du auf unserem Wissensportal zahlreiche Beiträge. Darüber hinaus bieten wir Online-Schulungen dazu an. Zwar sind diese auf Menschen mit Diabetes Typ 1 ausgelegt, doch die Informationen helfen auch dir als nahestehender Person. Schließlich eignest du dir so praktisches Wissen an, mit dem du dem oder der Betroffenen beratend zur Seite stehen kannst. Registriere dich einfach kostenlos bei uns und absolviere die – ebenfalls kostenfreien – Kurse entspannt in deinem Tempo.
2. Zeit und Freiraum geben und nehmen
Die Diabetes-Diagnose ist ein großer Einschnitt ins Leben. Sie verändert den Alltag der betroffenen Person, aber auch deinen, wenn du mit ihr zusammenwohnst. Ihr braucht beide Zeit und Freiraum, um euch an die neue Situation zu gewöhnen. Setzt euch also nicht unter Druck – nicht selbst und schon gar nicht gegenseitig. Jeder Mensch muss sich auf seine Weise in die Änderungen einfinden. Und: Freiraum bleibt auch nach der ersten Eingewöhnungszeit wichtig.
3. Viel reden
Während ihr euch bewusst Zeit und Freiraum schenkt, solltet ihr dennoch viel miteinander reden, sowohl über praktische Aspekte der Therapie als auch über euren Gemütszustand. Sprecht über Unsicherheiten, Sorgen und Ängste und geht aufeinander ein.
Als Mensch mit Diabetes Typ F solltest du aber vor allem Zuhörer und Mutmacherin sowie eventuell auch Motivator und Beraterin sein. Vermeide es, der betroffenen Person gegenüber selbstmitleidig zu beklagen, wie sehr dich die neue Situation belastet. Beschränke dich darauf, ihr mitzuteilen, dass du etwas Zeit brauchst, um zu lernen, richtig mit den Veränderungen umzugehen.
Dennoch ist es enorm wichtig, dass auch du über deine Belastungen durch den Diabetes des geliebten Menschen sprechen kannst – aber tu es vermehrt mit anderen Typ-Flern, also beispielsweise weiteren involvierten Familienangehörigen, Freunden oder Teilnehmern einer Selbsthilfegruppe.
4. Sende immer wieder positive Signale
Zeige der betroffenen Person, dass sie dir wirklich wichtig ist und dass du ihr helfen möchtest, so gut du kannst. Das gelingt dir beispielsweise durch folgende “kleine” Handlungen:
bei Ausflügen selbst Snacks mit schnell wirkenden Kohlenhydraten einpacken, um bei einer Unterzuckerung etwas anbieten zu können
bei Einladungen zum Essen oder einem gemeinsamen Besuch im Restaurant nach den Wünschen bzw. Bedürfnissen der betroffenen Person fragen
anbieten, Blutzuckerverläufe gemeinsam zu analysieren und auszuwerten.
5. Passe deine Unterstützung an die Wünsche der betroffenen Person an
Soziale und zwischenmenschliche Unterstützung ist für viele Menschen förderlich, um ein glückliches Leben zu führen. Doch wie genau diese Unterstützung aussehen sollte, ist individuell und kann höchst unterschiedlich ausfallen. Manche wünschen sich mehr davon, andere weniger; die einen sind froh, wenn sie auch beim alltäglichen Diabetes-Management eine gewisse Entlastung erfahren, während andere sich lieber zur Gänze selbst darum kümmern und “nur” emotional unterstützt werden wollen. Deshalb gibt es kein Patentrezept, das auf alle Menschen mit Diabetes anwendbar ist.
Bemühe dich herauszufinden, wie du der betroffenen Person aus deinem Umfeld richtig helfen kannst. Biete Hilfe an, ohne dich dabei aufzudrängen. Lass immer Vorsicht walten, vor allem, wenn du den Menschen mit Diabetes in gesundheitlichen Fragen beraten möchtest. Keine Vorurteile, Schuldzuweisungen oder Besserwissereien. Stattdessen ein offenes Ohr, Verständnis, Trost spenden und die Person aufbauen, wenn sie sich schlecht fühlt. Das sind die Grundregeln, an die du dich halten solltest. Tust du das, fühlt sich der geliebte Mensch sehr wahrscheinlich gut von dir unterstützt.