Ernährung im Closed-Loop: Tipps & Erfahrungen mit mylife Loop

Welche Rolle spielt Ernährung für Menschen mit Diabetes Typ 1?

Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die Ernährung nicht nur Genuss, sondern ein maßgeblicher Erfolgsfaktor für langfristig gute Blutzuckerwerte. Jede Mahlzeit – vom einfachen Frühstück über den Nachmittagssnack bis zum Abendessen – beeinflusst den Glukosespiegel. Besonders Kohlenhydrate, Mahlzeiten mit hohem Fett- oder Proteinanteil (Stichwort Fett-Protein-Einheiten) oder auch der Zeitpunkt der Mahlzeit sowie viele andere Faktoren wirken sich unterschiedlich auf den Blutzucker aus. Mahlzeiten müssen abgewogen oder geschätzt, Bolusgaben kalkuliert und Timing, Insulinresistenz sowie körperliche Aktivität berücksichtigt werden. Diese Komplexität kann unter Umständen zu Über- oder Unterdosierung mit Insulin führen, was wiederum das Risiko von Über- oder Unterzuckerungen erhöht und die Time in Range und den HbA1c-Wert  negativ beeinflussen kann. All das kann Essen für Menschen mit Diabetes Typ 1 zu einer zeitraubenden Herausforderung mit großem Stresspotential machen.

Wie können AID-Systeme für gute Blutzuckerwerte (Time in Range / HbA1c) unterstützen?

Automatisierte-Insulin-Delivery-Systeme (AID-Systeme), sogenannte Hybrid-Closed-Loop-Systeme, entlasten Nutzer und Nutzerinnen, indem sie kontinuierlich die Gewebezuckerwerte des CGM-Systems auswerten und daraufhin automatisch die Insulingabe dosieren. Studien zeigen deutliche Verbesserungen: Die Time in Range steigt, der HbA1c sinkt, Hypoglykämien verringern sich, und die Lebensqualität nimmt zu — viele berichten von besserem Schlaf, weniger Alltags-Stress und einem freierem Leben.

Warum ist der mylife Loop für gute Blutzucker-Kontrolle beim Essen besonders geeignet?

Gerade beim Essen kann ein AID-System seine Stärken ausspielen: Es reagiert flexibel auf Blutzuckerschwankungen, gleicht gewisse Fehler in der Schätzung der Kohlenhydratmengen aus und unterstützt bei Mahlzeiten, die über längere Zeit wirken, wie etwa fettreiche Speisen. Der mylife Loop bietet hier eine besonders leistungsfähige Lösung.

Was ist der mylife Loop und wie funktioniert er?

Der mylife Loop ist ein modular aufgebautes AID-System, bestehend aus der mylife YpsoPump, der CamAPS FX App (Algorithmus) auf dem Smartphone und einem kompatiblen CGM-Sensor wie Dexcom G6 oder FreeStyle Libre 3 (plus). Die App läuft sowohl auf Android als auch auf iOS und passt alle 8-12 Minuten die Insulinzufuhr anhand aktueller Gewebegukosedaten an. Zu Beginn werden nur wenige Parameter wie Körpergewicht, durchschnittliche Tagesinsulindosis und Insulin-Kohlenhydrat-Verhältnis eingegeben – der Algorithmus lernt dann automatisch, Insulinbedarf und Sensitivität zu optimieren.

Ein weiterer Vorteil: Der mylife Loop ist der einzige zugelassene Algorithmus für Schwangere und für Kinder ab dem ersten bzw. zweiten Lebensjahr (je nach Sensor). Die Steuerung erfolgt vollständig über das Smartphone, was diskrete Bedienung und volle Kontrolle ermöglicht. Unser mylife Hub liefert dir alle weiteren Infos sowie Beiträge zu Sport, Kinder, Schwangerschaft oder Reisen mit dem mylife Loop.

Funktionen des mylife Loop im Kontext Ernährung

  • Adaptive Lern- und Steuerungslogik: Der Algorithmus von CamAPS FX analysiert CGM-Daten und Bolusmuster und passt alle 8-12 Minuten die Insulinabgabe an – auch bei wiederholter Fehleinschätzung der Kohlenhydrate.

  • Funktion „Langsam resorbierbare Mahlzeit“ (bspw. FPE): Besonders hilfreich ist diese Funktion bei fett- und eiweißreicher Kost oder unklaren Kohlenhydratmengen. Sobald sie aktiviert ist, liefert der Loop über zwei Stunden blutzuckerresponsiv zusätzliches Insulin, um verzögerte Blutzuckeranstiege abzufangen. Sie kann auch mit einem Mahlzeitenbolus kombiniert werden. Daher eignet sich diese Funktion besonders bei Pizza, Burger, Pommes und Co., wie auch etwa bei Buffets oder bisher unbekanntem Essen. 

  • „Boost“-Modus: Erhöht die Insulinabgabe um etwa 35 %, etwa bei hoher Insulinresistenz (durch bspw. Stress), verspäteter Bolusgabe oder zur Korrektur. Besonders spannend ist hier, dass der Boost-Modus geplant werden kann, bspw. zur Abdeckung von FPE-haltigen Mahlzeiten.

  • „Ease-Off“-Modus: Reduziert die Insulinabgabe und hebt den Zielbereich, sobald ein Hypoglykämierisiko besteht.

  • Snack-Funktion: Erhöht ebenfalls Blutzucker-responsiv die Insulinabgabe, etwa bei kleinen Snacks “nebenher” oder unbekannten Mahlzeiten.

  • Personalisierbare Zielbereiche im 30-Minuten-Rhythmus (80–198 mg/dL) – ideal bei stark schwankender Insulinresistenz, wie beispielsweise morgens zum Frühstück.

Diese Funktionen sorgen dafür, dass Mahlzeiten nicht nur geplant, sondern adaptiv durch das System begleitet und stabilisiert werden – besonders bei komplexen Lebensmitteln.

Vor- und Nachteile des mylife Loop bei der Ernährung

Vorteile:

  • Optimiert für leckere, spontane und umfangreiche Mahlzeiten: Die vielseitigen Funktionen wie “langsam resorbierbare Mahlzeit”, Boost- oder Ease-Off-Funktion schaffen gezielte Unterstützung bei unterschiedlichen Mahlzeiten.

  • Zwischendurch “naschen” leicht gemacht mit der Snack-Funktion, ohne mühselig die Kohlenhydrate abzählen zu müssen, da die Insulinabgabe hier Blutzucker-responsiv verstärkt wird.

  • Schneller und leichter Reservoirwechsel dank vorgefüllter Reservoire. Dein Essen ist noch warm, auch wenn du direkt davor noch dein Reservoir wechseln musst.

  • Diskrete Smartphone-Steuerung für gute Blutzuckersteuerung in jedem Moment, im Restaurant, beim Date oder beim Imbiss.

  • Mehrere Sensor-Partner: Unterstützt werden aktuell die Sensoren Dexcom G6 und FreeStyleLibre 3 (plus). Die Integration des Dexcom G7 ist in der Entwicklung.

  • Schulung und Einführung können online erfolgen, zur Ersteinstellung bietet Ypsomed eine persönliche Betreuung durch den eigenen Außendienst.

Nachteile:

  • Abhängigkeit vom Smartphone: Das System läuft nur in Bluetooth-Reichweite des Smartphones, diese kann je nach CGM-Sensor und Smartphone variieren. Bei leerem Akku oder Signalstörungen springt das System in einen Basalmodus zurück – Bolusgabe ggf. manuell notwendig.

  • Der Funktionsumfang kann etwas Eingewöhnung fordern, um Funktionen wie “langsam resorbierbare Mahlzeit”, Ease-Off- oder Boost-Funktion kennenzulernen. Wer sie gut versteht und gezielt nutzt, dem kann spielend leicht eine gute BZ-Steuerung mit dem mylife-Loop gelingen.

Vergleich zu Pen und anderen AID-Systemen

Im Vergleich zur Insulinpens ist der mylife-Loop bedeutend automatisierter und effizienter – er erfordert keine manuelle Kalkulation von Insulinmengen oder manuelles Spritzen, sondern bietet eine kontinuierliche und automatische Anpassung der Insulinabgabe. Im Vergleich zur klassischen Therapie mit Insulin-Pen bietet der mylife Loop also eine deutlich höhere Automatisierung und bessere Blutzuckerkontrolle – besonders nachts oder bei komplexen Mahlzeiten.

Andere kommerzielle AID-Systeme (z. B. Medtronic, Tandem, Omnipod) bieten ähnlich automatisierte Steuerung, aber der mylife Loop sticht durch erweiterte Funktionen (“langsam resorbierbare Mahlzeit”, Boost, Ease-Off), breite Zulassung (Kinder, Schwangerschaft), volle Smartphone-Steuerung sowie die Möglichkeit, sowohl Dexcom G6 als auch FreeStyle Libre 3 (plus) nutzen zu können, hervor. Fully-Closed-Loop-Systeme sind noch in Entwicklung und könnten Mahlzeiten automatisch erkennen, heutige Hybrid-Closed-Loops (wie der mylife Loop) bieten die beste Balance aus Kontrolle und Freiheit.

Wie du deinen Diabetes mit Ernährung gezielt beeinflusst

Praktische Beispiele: Lebensmittel clever managen mit dem mylife Loop

Um den alltäglichen Mehrwert besser zu veranschaulichen, folgen nun praxisnahe Beispiele aus dem Alltag. Sie zeigen, wie der mylife Loop bei typischen und herausfordernden Essenssituationen eingreifen und kontrollierende Unterstützung bieten kann – auch wenn bspw. die Kohlenhydrat- oder Fett-/Proteingehalte nicht exakt erfasst wurden.

Im Alltag, zum Beispiel beim Brot oder Reis, reicht meist ein normaler Bolus – der Algorithmus des mylife Loop gleicht sanft aus und verringert anschließende Höhen oder Tiefen. Beim Buffet, bei dem man zwischen Salaten, warmen Gerichten und Süßem wählt, passt der Loop sich dynamisch an – die “langsam resorbierbare Mahlzeit”, die Boost- oder Snack-Funktion kann bei unklarer Portionsgröße und Essen über einen langen Zeitraum helfen. Die “langsam resorbierbare Mahlzeit” balanciert außerdem fettreiche Komponenten auch lange nach der Mahlzeit aus. Der Boost-Modus lässt sich für einen späteren Zeitpunkt planen, bspw. bei FPE-reichen Mahlzeiten am späten Abend für eine bessere Blutzucker-Kontrolle in der Nacht. Bei Pizza, Burger und Pommes empfiehlt sich eine Kombination aus einzelnen Boli und einer “langsam resorbierbaren Mahlzeit”, sodass der Glukoseverlauf kontrollierter abläuft, so lässt sich auch das Risiko für nächtliche Hypo- und Hyperglykämien verringern. Für kleine Snacks zwischendurch kann die Snack-Funktion in Kombination mit einer “langsam resorbierbaren Mahlzeit” genutzt werden, um Hypo- oder Hyper-Phasen zu vermeiden. Und bei unbekannten Portionsgrößen oder KHE-/FPE-Mengen lernt der Loop wiederholte Fehleinschätzungen auszugleichen – der adaptive Algorithmus gleicht die Abweichungen über die Zeit aus.

Hier einige Beispiele:

  • Bekannte Mahlzeiten: einfacher Bolus, bei Bedarf in Kombination mit “langsam resorbierbare Mahlzeit” oder Boost-Funktion (je nach FPE-Menge oder Anteil an schnellen KHE)

  • Unbekannte Mahlzeiten: Kombination aus Bolus und “langsam resorbierbare Mahlzeit”

  • FPE-lastige Mahlzeit: Kombination aus einem oder mehreren Boli sowie “langsam resorbierbare Mahlzeit” oder (geplantem) Boost-Modus

  • Kleine Zwischenmahlzeit: “Snack”-Funktion nutzen, sie erhöht die Insulinabgabe und wirkt blutzucker-responsiv.

Der Algorithmus gleicht durch adaptive Lernlogik wiederholte Fehleinschätzungen aus. Der Loop lernt, Blutzuckerabweichungen zu kompensieren – etwa wenn portionsweise falsch geschätzt wird. Dabei bietet der mylife Loop eine große Variabilität: Standard-Bolus, Boost- oder Ease-Off-Modus, “langsam resorbierbare Mahlzeit” oder angepasste Blutzucker-Zielwerte helfen, starke Blutzuckerschwankungen bei oder nach der Mahlzeit zu reduzieren und die Blutzuckerwerte nachhaltig zu glätten.

Lebensmittel / SituationErfolgreiche Strategie mit dem mylife Loop
Fett- / Proteinhaltig (Fleisch, Fisch, Pommes, Pizza, etc.)Bolus für die Kohlenhydrate + „langsam resorbierbare Mahlzeit“. Hier kann auch eine Zwei- oder Drei-Boli-Strategie angewendet werden. Bei besonders fettreichen Mahlzeiten kann ein Boost-Modus geplant werden.
Kohlenhydratreiche Speisen (z. B. Pasta)Standard-Bolus plus Boost-Modus bei hoher Insulinresistenz (z. B. morgens) kann eine schnellere und gezielte Insulinwirkung fördern.
Kleine Snacks (Nüsse, etc.)Angabe als „Snack“ – der Loop passt die Insulinabgabe über zwei Stunden an und hilft, stille Anstiege zu vermeiden.
Korrekturen bei hohem Blutzucker nach MahlzeitenBoost-Modus aktiviert – erhöht Insulindosis um etwa 35 % – bringt den Wert schneller in den Zielbereich, der Algorithmus stoppt danach von selbst. Vorsicht: zu lange aktivierter Boost kann zu Unterzuckerung führen.

Praktische Ernährungstipps mit dem mylife Loop

  • Kohlenhydrateinheiten (KE) wiegen oder abschätzen lernen – wichtig für zuverlässige Bolusgabe.

  • Komplexe Kohlenhydrate und ballaststoffreiche Mahlzeiten bevorzugen – Vollkorn, Gemüse und ein niedriger glykämischer Index fördern stabile Werte.

  • Frisch kochen statt Industrieprodukte – Vielfalt und Balance erhöhen Kontrolle und Genuss.

  • Closed-Loop Funktionen aktiv nutzen – wie Lernfähigkeit und automatische Anpassung, aber Hypo-Situationen erfordern immer noch eigenen Eingriff.

  • Mahlzeiten grob planen, um Bolusfunktionen optimal auszuschöpfen

  • Boost-Modus verwenden – für sehr kohlenhydratreiche, schnelle, FPE-reiche oder späte Mahlzeiten verwenden

  • Sensor- und Pumpendaten regelmäßig prüfen, um Ausreißer schnell zu erkennen

  • Spontane Snacks können dank “Snack-Funktion” entspannt genossen werden

Der mylife Loop (CamAPS FX) entlastet Menschen mit Typ-1-Diabetes im Ernährungsalltag spürbar: stabilere Werte, weniger Rechenaufwand, mehr Flexibilität. In unserem mylife Hub findet ihr alle Informationen rund um den mylife Loop, sowie Tipps für den Umgang bei Bewegung und Sport, beim Reisen, für Kinder oder Schwangere (bzw. die, die es werden wollen). Auf unserer Wissensplattform findet ihr außerdem weitere Artikel zum Thema Ernährung mit Diabetes Typ 1.

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